Andacht 04.11.2024
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Bibel
Glauben

3. Nov. 2024 23:01Ralf Schönfeld

Andacht 04.11.2024

Gedanken zum Thema: Sicherheit

Ich war fünf oder sechs und schaute meiner Tante zu, die gerade ihre Hühner mit gekochten Kartoffeln versorgte. Die größte der drei grau Melierten durfte wieder einmal ein paar Küken großziehen. Kam jemand Unbekanntes ins Gatter, verschwanden die gelben Wollbällchen im Gefieder der Glucke. Sicher und geborgen. Welch anrührendes Bild nimmt Jesus, um den Zuhörern seine liebevolle Zuwendung nahezubringen! Und welch ein schroffer Kontrast, wenn er seufzend hinzufügen muss: „Und ihr habt nicht gewollt!“ Dumme Hühner? Eher wohl dumme Menschen. Bedrohung aus jeder Himmelsrichtung und wir bleiben bei unserem störrischen Selbstvertrauen: Schutz und Hilfe? Brauchen wir nicht! Wir wissen, wie es geht!

Sie saß rechts von mir auf ihrer alten Couch: Der Haaransatz grau nachgewachsen, ihre Kleidung wirkte genauso zufällig zusammengewürfelt wie die Möblierung des einfachen Zimmers. Was ihr dagegen wirklich wichtig war, sprach aus Worten und Gesten: „Wenn jemand kommt, dann müssen wir vorsichtig sein. Wie eine Tomate.“ Ihre Hände und Finger machten deutlich, dass sie ein kleines Pflänzchen meinte. „Müssen schützen und kümmern, dass wachsen kann.“ Sie sprach mit etwas unsicheren deutschen Worten, aber ganz und gar überzeugt von dem, was sie auszudrücken versuchte. Jesus hätte sie verstanden – und offenbar umgekehrt auch.

Traurig berichtete sie dann anschaulich von einem Erlebnis, bei dem eine vorsichtige Besucherin von einem alteingesessenen Kirchenmitglied mit „der Wahrheit“ erschlagen wurde. Ihre heftigen Bewegungen dazu ließen mich förmlich miterleben, wie die kleine Tomatenpflanze unter den Schlägen der Richtigkeiten geknickt wurde. Woher kommt all diese kalte Lieblosigkeit unter Leuten, die seit 30, 40 Jahren (oder noch länger) von einem Gott hören, der zu ihnen gekommen ist, um sie zu versammeln wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel? An dem Tag fuhr ich zum nächsten Besuch in der Gewissheit, jemandem begegnet zu sein, der Jesus kennt.

Lasst uns umkehren zu diesem Gott und seinem Wesen, damit jedes Küken geschützt bleibt und jedes Pflänzchen wachsen darf!

Zum Bibelvers: Matthäus 23,37

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