20. Mai 2024 22:01Claudia Mohr
Andacht 21.05.2024
Gedanken zum Thema: Vergänglichkeit
Als die Pandemie begann, musste Michael Krüger in die absolute Quarantäne. Seine Immunabwehr war durch Krebs vollkommen geschwächt, er hatte Gürtelrose, und der kleinste Husten hätte ihn töten können. Darum zog er in ein Holzhaus im Wald am Starnberger See und teilte der Welt seine poetischen Gedanken über das Leben und das Sterben durch viel beachtete Zeitungsartikel mit. Er schreibt:
„Ich muss den Friedhof der Schnecken retten, die am Fuß der Treppe ihre Häuser abgelegt haben. Sie sind hier gestorben, ohne dass ich es je gesehen habe, und ich wollte immer mit ihnen die Wirkung des Schweigens üben. Immer vier Schneckenhäuser liegen so beieinander, dass sie wie die vier Räder am Thronwagen Gottes aussehen, Unterscheidung, Einsicht, Gedächtnis und Freude. Grabmäler, die in meiner Lebenszeit nicht zerfallen. In dieser Zeit tut es gut, theologische Bücher zu lesen, um den pneumatischen Enthusiasmus zu beleben.“ (Im Wald, im Holzhaus. Gedichte, Suhrkamp, 2021)
Schöner kann man es aus meiner Sicht kaum ausdrücken, doch der Inhalt ist ernst. Der Tod lauert nicht weit entfernt und Krüger bekennt, dass jetzt die Zeit ist, theologisch zu denken. Die Vergänglichkeit klopft an und er spricht vom Thronwagen Gottes, der in der Bibel vom Propheten Hesekiel beschrieben wird. Hier steht der endliche Mensch vor Gottes Ewigkeit. Auch Mose spricht in Psalm 90 von der Vergänglichkeit der Menschen. Im ersten Teil betrauert er deren Endlichkeit. Sie sind wie Gras, und Gott lässt sie verdorren und verwelken. Sein Zorn ist unausweichlich und das Leben wie ein Augenblick.
Mose bittet Gott um Klugheit in Anbetracht der Tatsache, dass wir ständig im Angesicht des Todes leben. Ab hier ändert sich der Ton des Psalms. Jetzt wird von Gnade und Freude gesprochen. Der begnadete Mensch darf fröhlich sein, da er Gottes Herrlichkeit sehen wird und ewig leben darf. Mose spricht von einem erfüllten und gesegneten Leben.
So muss der pneumatische Enthusiasmus klingen, von dem Krüger spricht. Freude trotz der Vergänglichkeit des Lebens, weil ich dermaleinst ewig leben darf und jetzt schon gesegnet werde. Diese Erfahrung der Freude möchte ich heute in meinem Alltag machen, trotz der Schneckenfriedhöfe in meinem Garten.
Zum Bibelvers: Psalm 90,12
Gedanken zum Thema: Vergänglichkeit
Als die Pandemie begann, musste Michael Krüger in die absolute Quarantäne. Seine Immunabwehr war durch Krebs vollkommen geschwächt, er hatte Gürtelrose, und der kleinste Husten hätte ihn töten können. Darum zog er in ein Holzhaus im Wald am Starnberger See und teilte der Welt seine poetischen Gedanken über das Leben und das Sterben durch viel beachtete Zeitungsartikel mit. Er schreibt:
„Ich muss den Friedhof der Schnecken retten, die am Fuß der Treppe ihre Häuser abgelegt haben. Sie sind hier gestorben, ohne dass ich es je gesehen habe, und ich wollte immer mit ihnen die Wirkung des Schweigens üben. Immer vier Schneckenhäuser liegen so beieinander, dass sie wie die vier Räder am Thronwagen Gottes aussehen, Unterscheidung, Einsicht, Gedächtnis und Freude. Grabmäler, die in meiner Lebenszeit nicht zerfallen. In dieser Zeit tut es gut, theologische Bücher zu lesen, um den pneumatischen Enthusiasmus zu beleben.“ (Im Wald, im Holzhaus. Gedichte, Suhrkamp, 2021)
Schöner kann man es aus meiner Sicht kaum ausdrücken, doch der Inhalt ist ernst. Der Tod lauert nicht weit entfernt und Krüger bekennt, dass jetzt die Zeit ist, theologisch zu denken. Die Vergänglichkeit klopft an und er spricht vom Thronwagen Gottes, der in der Bibel vom Propheten Hesekiel beschrieben wird. Hier steht der endliche Mensch vor Gottes Ewigkeit. Auch Mose spricht in Psalm 90 von der Vergänglichkeit der Menschen. Im ersten Teil betrauert er deren Endlichkeit. Sie sind wie Gras, und Gott lässt sie verdorren und verwelken. Sein Zorn ist unausweichlich und das Leben wie ein Augenblick.
Mose bittet Gott um Klugheit in Anbetracht der Tatsache, dass wir ständig im Angesicht des Todes leben. Ab hier ändert sich der Ton des Psalms. Jetzt wird von Gnade und Freude gesprochen. Der begnadete Mensch darf fröhlich sein, da er Gottes Herrlichkeit sehen wird und ewig leben darf. Mose spricht von einem erfüllten und gesegneten Leben.
So muss der pneumatische Enthusiasmus klingen, von dem Krüger spricht. Freude trotz der Vergänglichkeit des Lebens, weil ich dermaleinst ewig leben darf und jetzt schon gesegnet werde. Diese Erfahrung der Freude möchte ich heute in meinem Alltag machen, trotz der Schneckenfriedhöfe in meinem Garten.
Zum Bibelvers: Psalm 90,12
