27. Aug. 2024 22:01Heidemarie Klingeberg
Andacht 28.08.2024
Gedanken zum Thema: Rassismus
Das übliche Foto vom ersten Schultag: Feierlich herausgeputzt, eine Blume im Haar, die Schultasche in der Hand, marschiert Ruby Bridges stolz die Treppe der William-Frantz Grundschule in New Orleans hinunter. Neben ihr sind nicht ihre Eltern, sondern drei Beamte der Bundespolizei. Was man auf der netten Aufnahme nicht sieht, ist die johlende Menge, Leute, die sie anschreien, mit Gegenständen bewerfen und „Wir wollen keine Integration!“ proklamieren. Die Schule ist komplett leer, da alle anderen Eltern ihre Kinder aus Protest zu Hause behalten oder auf andere Schulen geschickt haben. Sie wollen nicht, dass ihre Sprösslinge dieselbe Schule besuchen wie ein schwarzes Mädchen. Nur eine einzige Lehrerin ist bereit, sie zu unterrichten, Barbara Henry aus Boston.
Diese Szene ereignete sich nicht etwa im vorletzten Jahrhundert, sondern am 14. November 1960. In den Vereinigten Staaten war ein Bundesgesetz verabschiedet worden, das die Rassentrennung in den Schulen aufhob. Ruby Bridges Hall beanspruchte ihr Recht auf Bildung und kämpfte sich mutig durch ihre Schulzeit. Als Erwachsene engagiert sie sich für die Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten.
Drei Jahre nach Rubys erstem Schultag, am 28. August 1963 – vor 60 Jahren –, hielt der amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King (1929–1968) vor 250.000 Demonstranten in Washington seine denkwürdige Ansprache mit dem Titel „I Have a Dream“ („Ich habe einen Traum“). In dieser Rede zitierte er auch den oben genannten Bibelvers: „Wir können niemals zufrieden sein, solange wir auf Schildern lesen ‚Nur für Weiße‘ und unseren Kindern ihr Selbstwert und ihre Würde genommen werden. […] Nein, wir werden erst zufrieden sein, wenn das Recht wie Wasser strömt und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“
Der Tod von George Floyd durch Polizeigewalt am 25. Mai 2020 hat erneut gezeigt, dass Rassismus, Gewalt und Menschenverachtung auf dieser Erde wohl niemals aufhören werden. Aber jeder von uns kann in seinem Umfeld beginnen, jeden Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, sozialem Status, Geschlecht oder Religion als von Gott geliebt anzunehmen und zu respektieren.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Rassismus
Das übliche Foto vom ersten Schultag: Feierlich herausgeputzt, eine Blume im Haar, die Schultasche in der Hand, marschiert Ruby Bridges stolz die Treppe der William-Frantz Grundschule in New Orleans hinunter. Neben ihr sind nicht ihre Eltern, sondern drei Beamte der Bundespolizei. Was man auf der netten Aufnahme nicht sieht, ist die johlende Menge, Leute, die sie anschreien, mit Gegenständen bewerfen und „Wir wollen keine Integration!“ proklamieren. Die Schule ist komplett leer, da alle anderen Eltern ihre Kinder aus Protest zu Hause behalten oder auf andere Schulen geschickt haben. Sie wollen nicht, dass ihre Sprösslinge dieselbe Schule besuchen wie ein schwarzes Mädchen. Nur eine einzige Lehrerin ist bereit, sie zu unterrichten, Barbara Henry aus Boston.
Diese Szene ereignete sich nicht etwa im vorletzten Jahrhundert, sondern am 14. November 1960. In den Vereinigten Staaten war ein Bundesgesetz verabschiedet worden, das die Rassentrennung in den Schulen aufhob. Ruby Bridges Hall beanspruchte ihr Recht auf Bildung und kämpfte sich mutig durch ihre Schulzeit. Als Erwachsene engagiert sie sich für die Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten.
Drei Jahre nach Rubys erstem Schultag, am 28. August 1963 – vor 60 Jahren –, hielt der amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King (1929–1968) vor 250.000 Demonstranten in Washington seine denkwürdige Ansprache mit dem Titel „I Have a Dream“ („Ich habe einen Traum“). In dieser Rede zitierte er auch den oben genannten Bibelvers: „Wir können niemals zufrieden sein, solange wir auf Schildern lesen ‚Nur für Weiße‘ und unseren Kindern ihr Selbstwert und ihre Würde genommen werden. […] Nein, wir werden erst zufrieden sein, wenn das Recht wie Wasser strömt und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“
Der Tod von George Floyd durch Polizeigewalt am 25. Mai 2020 hat erneut gezeigt, dass Rassismus, Gewalt und Menschenverachtung auf dieser Erde wohl niemals aufhören werden. Aber jeder von uns kann in seinem Umfeld beginnen, jeden Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, sozialem Status, Geschlecht oder Religion als von Gott geliebt anzunehmen und zu respektieren.
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