3. Okt. 2024 22:01Beate Strobel
Andacht 04.10.2024
Wenn junge Leute aus ländlichen Regionen für eine Ausbildung oder ein Studium in eine Stadt umziehen, werden manche immer noch gewarnt: „Pass auf dich auf! Erliege nicht den Verführungen der Stadt!“ Als ob das Leben auf dem Land immer behütet und idyllisch sei. Als gebe es dort keinen Stress, keine Einsamkeit und keine häusliche Gewalt. Idyllisches Land und gefährliche Stadt, so lautet auch heute noch ein verbreitetes Klischee.
Der Wiener Schriftsteller Alfred Polgar wurde einmal gefragt, ob er gerne in seiner Heimatstadt Wien leben würde. Er antwortete: „Ich bin überall ein bisserl ungern.“ Menschen möchten mal allein sein, ein anderes Mal unter ihresgleichen. Manchmal stürzen sie sich ins pralle Leben und manchmal ziehen sie sich zurück. Manchmal genießen sie das kulturelle Angebot, manchmal die reine Natur. Überall ein bisschen gerne oder ungerne.
Wie man sich an seinem Wohnort wohlfühlen kann, ist schon in biblischen Zeiten ein Thema gewesen. So steht in Jeremias Brief an die Verbannten, die von Jerusalem nach Babylonien geführt wurden: „Bemüht euch um das Wohl der Stadt […] und betet für sie.“ Es wird den Menschen gut gehen, wenn es ihrer Stadt gut geht. Das bedeutet auch, dass man sich aktiv einbringen sollte und nicht darauf wartet, dass einem das Gutgehen in den Schoß fällt. Dies gilt nicht nur für eine Stadt oder ein Dorf, sondern für jede menschliche Gemeinschaft und Gruppe, zu der man sich zählt.
So hat es offenbar auch Jesus empfunden. Er stammte aus einer Kleinstadt, aus Nazareth. Von dort wanderte er durch das ländliche Galiläa; schließlich zog es ihn in die Hauptstadt Jerusalem. Jesus ging dorthin, wo die Menschen waren. Sie interessierten ihn. Da war es nicht entscheidend, wie und wo sie lebten. Denn ihre Sehnsucht war und ist überall gleich: Sie möchten geliebt und gebraucht werden, etwas Sinnvolles tun und sich in einer Gemeinschaft geborgen wissen. Jesus gibt ihnen eine Aufgabe: „Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!“ (Mk 12,31 GNB).
Die Bibel bewertet nicht, wo es besser ist. Man kann überall leben und glücklich sein, seinen Sinn und zu Gott finden. Zufrieden leben, das kann man überall – zumindest ein bisschen.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Wenn junge Leute aus ländlichen Regionen für eine Ausbildung oder ein Studium in eine Stadt umziehen, werden manche immer noch gewarnt: „Pass auf dich auf! Erliege nicht den Verführungen der Stadt!“ Als ob das Leben auf dem Land immer behütet und idyllisch sei. Als gebe es dort keinen Stress, keine Einsamkeit und keine häusliche Gewalt. Idyllisches Land und gefährliche Stadt, so lautet auch heute noch ein verbreitetes Klischee.
Der Wiener Schriftsteller Alfred Polgar wurde einmal gefragt, ob er gerne in seiner Heimatstadt Wien leben würde. Er antwortete: „Ich bin überall ein bisserl ungern.“ Menschen möchten mal allein sein, ein anderes Mal unter ihresgleichen. Manchmal stürzen sie sich ins pralle Leben und manchmal ziehen sie sich zurück. Manchmal genießen sie das kulturelle Angebot, manchmal die reine Natur. Überall ein bisschen gerne oder ungerne.
Wie man sich an seinem Wohnort wohlfühlen kann, ist schon in biblischen Zeiten ein Thema gewesen. So steht in Jeremias Brief an die Verbannten, die von Jerusalem nach Babylonien geführt wurden: „Bemüht euch um das Wohl der Stadt […] und betet für sie.“ Es wird den Menschen gut gehen, wenn es ihrer Stadt gut geht. Das bedeutet auch, dass man sich aktiv einbringen sollte und nicht darauf wartet, dass einem das Gutgehen in den Schoß fällt. Dies gilt nicht nur für eine Stadt oder ein Dorf, sondern für jede menschliche Gemeinschaft und Gruppe, zu der man sich zählt.
So hat es offenbar auch Jesus empfunden. Er stammte aus einer Kleinstadt, aus Nazareth. Von dort wanderte er durch das ländliche Galiläa; schließlich zog es ihn in die Hauptstadt Jerusalem. Jesus ging dorthin, wo die Menschen waren. Sie interessierten ihn. Da war es nicht entscheidend, wie und wo sie lebten. Denn ihre Sehnsucht war und ist überall gleich: Sie möchten geliebt und gebraucht werden, etwas Sinnvolles tun und sich in einer Gemeinschaft geborgen wissen. Jesus gibt ihnen eine Aufgabe: „Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!“ (Mk 12,31 GNB).
Die Bibel bewertet nicht, wo es besser ist. Man kann überall leben und glücklich sein, seinen Sinn und zu Gott finden. Zufrieden leben, das kann man überall – zumindest ein bisschen.
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