Andacht 30.03.2023

„Opa, wann stirbst denn du?“ Ganz unerwartet kam diese Frage mitten im Spielen mit meinem damals etwa dreijährigen Enkel. Im Kindergarten war bekannt geworden, dass der Großvater eines anderen Kindes gestorben war. Das muss meinen Enkel unheimlich beeindruckt haben. Und nun hatte er Angst, dass sein betagter Opa auch plötzlich nicht mehr da sein könnte. Ich sagte ihm, dass ich bestimmt noch 20 Jahre leben werde. „Was, nur noch 20 Tage?“ Sein Zeitgefühl war noch nicht so ausgeprägt, dass er größere Zeitspannen begreifen konnte. Aber da wir schon oft über den lieben Gott und unsere vielseitige Natur gesprochen hatten, konnte ich ihm sagen, dass er uns beschützt, so lange wir leben. Bei einem Erwachsenen würde diese Antwort wahrscheinlich wieder viele neue Fragen aufwerfen, aber mein Enkel war erst einmal zufrieden. Als ich einmal eine Schwester aus unserer Gemeinde im Krankenhaus besuchte, fragte ich die Stationsschwester nach der Zimmernummer. Ihre Antwort: „Hinten links im letzten Zimmer.“ Der Wortlaut „letztes Zimmer“ löste in mir zunächst eine makabre Assoziation aus. Realistisch gesehen weiß man natürlich, dass irgendwann für jeden Menschen die letzte Stunde geschlagen hat. Der Psalm 90 ist ein aufgezeichnetes Gebet von dem Volksführer Mose. Was mag den alten Mose bewogen haben, diesen Psalm aufzuschreiben? Er war ja vielleicht schon selbst um die 100 Jahre alt. Im Kontext des gesamten Kapitels wird deutlich, wie Mose sein Leben in den Zeitplan Gottes einordnen möchte. Es ist im Grunde genommen auch die Frage nach dem Sinn unseres Lebens und ebenso nach den Erwartungen, was noch kommen mag. So wie damals Mose wollen auch wir die Bitte in unserem Herzen bewegen: Herr, lehre mich bedenken, dass ich sterben muss, damit ich heute mein Leben in deinem Sinne vernünftig gestalte.

Zum Bibelvers: Psalm 90,10

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