Babyklappe am Krankenhaus Waldfriede geschlossen
Blick auf die Gebäude des Krankenhauses Waldfriede.
Foto: © Krankenhaus Waldfriede
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17. Apr. 2025 07:27APDBerlin, Germany

Babyklappe am Krankenhaus Waldfriede geschlossen

Das Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf hat im März 2025 den Betrieb der Babyklappe eingestellt. Grund dafür sind die positiven Erfahrungen mit der 2014 eingeführten gesetzlichen Regelung der vertraulichen Geburt.

Die so genannten Babyklappen sind kleine Wärmebettchen, in die verzweifelte Mütter, die anonym bleiben wollen, ihr ungewolltes Baby legen können. Die Abgabe erfolgt ohne Zeugen. Die Mutter legt das Baby in die Klappe, schließt diese und nach kurzer Zeit wird automatisch ein Alarm ausgelöst. Das Kind wird vom medizinischen Personal des Krankenhauses aus dem Bettchen genommen und umgehend medizinisch versorgt. Nach der Untersuchung wird das Baby zunächst vom Jugendamt in Obhut genommen und später in eine geeignete Pflege- oder Adoptionsfamilie vermittelt. Die ursprüngliche Mutter hat zwei Monate Zeit, das Baby wieder zu sich zu nehmen.

Babyklappe nicht mehr zeitgemäß

Nachdem seit 2014 kein Kind mehr in die Babyklappe des Krankenhauses Waldfriede gelegt worden ist, wurde nach eingehender Beratung mit der Krankenhausleitung, der Seelsorge, den Hebammen, dem Pflegepersonal und den Ärzten beschlossen, das seit dem Jahr 2000 bestehende Angebot einzustellen. Die Babyklappe sei nicht mehr zeitgemäß, sagte Bernd Quoß, Geschäftsführer des Krankenhauses Waldfriede. Es gebe heute bessere Möglichkeiten. Der Wert der vertraulichen Geburt sei sowohl für das Kind als auch für die Mutter höher einzuschätzen als der Fortbestand der Babyklappe, da nicht nur das Kind, sondern vor allem auch die Mutter von kompetentem Personal medizinisch und pflegerisch versorgt werden könne.

Die vertrauliche Geburt

Das Gesetz zur vertraulichen Geburt ist nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) am 1. Mai 2014 in Kraft getreten und bietet den beteiligten Schwangerschaftsberatungsstellen, Jugendämtern, Krankenhäusern und Hebammen eine rechtssichere Handlungsgrundlage. Die vertrauliche Geburt ist ein Hilfsangebot für Schwangere, die ihre Schwangerschaft geheim halten möchten. Gründe hierfür sind eine als schwierig empfundene Lebenssituation und/oder eine Gefahr für das eigene Wohl. Jeder vertraulichen Geburt geht grundsätzlich eine Beratung voraus, bei der einmalig die Daten der Mutter aufgenommen werden. Mit dem 16. Geburtstag erhält das Kind das Recht, diese Daten einzusehen. Damit soll auch dem Rechtsanspruch des Kindes auf Kenntnis der eigenen Abstammung Rechnung getragen werden.

Geschichte der Babyklappe

Am 8. April 2000 eröffnete der Hamburger Verein Sternipark die erste Babyklappe in Deutschland. Anlass waren Funde von drei getöteten Neugeborenen in Hamburg im Jahr 1999. Seit Anfang der 2000er-Jahre können Mütter in Berlin ihre Neugeborenen in Ausnahmesituationen in Babyklappen abgeben. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten: im St. Joseph-Krankenhaus in Berlin-Tempelhof, im Waldkrankenhaus Spandau, im Vivantes-Klinikum Kaulsdorf und im Vivantes-Klinikum Neukölln. Seit Einführung der Babyklappe in Berlin im Jahr 2000 bis zum letzten Monat dieses Jahres wurden insgesamt 112 Babys gerettet. Allerdings erfordert es einen gewissen Aufwand, die Babyklappen instand zu halten und vor Vandalismus zu schützen.

Buch über Geschichte von der Babyklappe: Herzenskinder

Gabriele Stangl, die Gründerin der Babyklappe am Krankenhaus Waldfriede, rief mit einem engagierten Team entgegen vieler Widerstände von Behörden und Politik die weltweit erste Babyklappe in einer Klinik ins Leben. Sie wollte damit verhindern, dass Neugeborene hilflos ausgesetzt oder getötet werden und den belasteten Müttern entgegenkommen. Über viele Jahre verteidigte die Seelsorgerin das ethisch umstrittene Projekt. 2023 veröffentlichte sie ein Buch über ihre Erfahrungen: Herzenskinder: Die Gründerin der ersten Klinik-Babyklappe erzählt von abgegebenen Kindern, Müttern in Not und geschenkter Zukunft (adeo Verlag, Wetzlar).

Krankenhaus Waldfriede

Das freigemeinnützige Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Es wurde nach gesetzlichen Qualitätsparametern mehrfach zertifiziert und hat mit seiner medizinischen und pflegerischen Qualität bereits eine Vielzahl an Auszeichnungen erhalten.

Pro Jahr werden hier etwa 15.000 Patienten stationär und 120.000 Patienten ambulant behandelt. Der Träger ist die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die weltweit rund 900 medizinische Einrichtungen unterhält. Waldfriede ist unter anderem Mitglied im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, im Deutschen Evangelischen Krankenhausverband e.V. (DEKV) und Kooperationspartner des adventistischen Krankenhausverbundes Advent Health in den USA.

Das Krankenhaus ist Teil des Gesundheitsnetzwerks Waldfriede zu dem auch eine Tagesklinik, eine Sozialstation, eine Akademie für Gesundheits- und Krankenpflege, eine Servicegesellschaft, das Gesundheitszentrum „PrimaVita“, die Privatklinik Nikolassee und das „Desert Flower Center“ gehören. Das Netzwerk Waldfriede ist der vielfältigste Medizin- und Pflegeanbieter im Berliner Südwesten und mit rund 950 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Informationen: www.krankenhaus-waldfriede.de

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