2. Mai 2023 09:56APDLeipzig
Dirigent Herbert Blomstedt mit fast 96 Jahren noch weltweit unterwegs
Blomstedt wurde am 11. Juli 1927 als Sohn eines adventistischen Pastorenehepaars in den USA geboren, zog aber im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern in deren Heimat Schweden. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Später studierte er Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola Cantorum in Basel und arbeitete unter Igor Markevitch in Salzburg sowie Leonard Bernstein in Tanglewood/USA.
Im Februar 1954 debütierte Blomstedt als Dirigent mit den Stockholmer Philharmonikern. Später leitete er als Chefdirigent bedeutende skandinavische Orchester wie das Oslo Philharmonic Orchestra sowie das Dänische und Schwedische Radiosinfonieorchester, letzteres bis 1983. Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Staatskapelle Dresden. In den folgenden zehn Jahren war er Musikdirektor des San Francisco Symphony Orchestra. Von 1996 bis 1998 war er Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters in Hamburg. Von 1998 bis 2005 leitete er das Gewandhausorchester Leipzig. Bis heute dirigiert er regelmäßig Konzerte verschiedener bedeutender Orchester in Amerika, Japan und Europa. So war er Anfang April bei der Staatskapelle Dresden zu Gast und wird vom 24. bis 28. Mai mit dem Chamber Orchestra of Europe in Köln, Dortmund, Luxemburg und erneut in Dresden gastieren, bevor er am 8. und 11. Juni in Hamburg, am 17. Juni in Bad Kissingen und am 18. Juni in Bamberg die letzten Konzerte der Saison jeweils mit den dortigen Orchestern leitet. Die neue Konzertsaison beginnt im September.
Zahlreiche Auszeichnungen
Herbert Blomstedt wurde zweimal mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Jahr 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und am 10. November 2022 das Große Verdienstkreuz mit Stern für sein Lebenswerk.
Herbert Blomstedt ist gewähltes Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. Dem Gewandhausorchester Leipzig, dessen 18. Kapellmeister er war, blieb er als Ehrendirigent verbunden. Diese Auszeichnung wurde ihm von sechs weiteren Orchestern verliehen: dem San Francisco Symphony Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra in Japan, dem Dänischen und dem Schwedischen Radio-Sinfonieorchester, den Bamberger Symphonikern und der Staatskapelle Dresden, die ihn 2007 bereits mit der Goldenen Ehrennadel geehrt hatte.
2013 erschien eine Biographie über Herbert Blomstedt mit dem Titel Mein Leben - ein großer Gesang. Sie ist nicht im Handel erhältlich und wurde von der freien Autorin Ursula Weigert für seine Freunde verfasst.
Unter dem Titel Mission Musik erschien 2017 im Henschel-Verlag (Berlin) ein Buch, das Gespräche zwischen Herbert Blomstedt und der Musikkritikerin Julia Spinola (u.a. Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, F.A.Z.) auf gemeinsamen Reisen dokumentiert. Darin werden seine musikalischen und menschlichen Überzeugungen deutlich.
Seine Vitalität sei „ein Geschenk“
In einem Interview mit der New York Times im Februar 2017 verriet Blomstedt das Geheimnis, wie er dieses Arbeitspensum in seinem Alter bewältigt. Sein gesunder Lebensstil oder der wöchentliche Ruhetag (Sabbat), den er als Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten einhält, seien nicht der Grund. „Es ist ein Geschenk“, betonte Blomstedt. Auf seinen wöchentlichen Ruhetag angesprochen, erklärte der Dirigent, warum er am Sabbat (Samstag) nicht probe, sondern mit den Orchestern auftrete: „Ich dachte an meinen Vater [der Pastor war]: Er bereitete seine Predigt während der Woche sehr gründlich vor. Freitags bei Sonnenuntergang schloss er seine Bücher und verbrachte Zeit mit der Familie, aber am Sabbat hielt er die Predigt. Ich liebe es zu proben, mit dem Orchester zu arbeiten. Aber am Sabbat üben wir nicht mehr - wir spielen einfach das, was wir gemeinsam einstudiert haben. Und das ist ein Segen für uns alle“, so Blomstedt.
Zwei Adventisten auf der Bühne eines Spitzenorchesters
Zu einer bemerkenswerten Begegnung kam es Anfang März in Chicago bei einem Konzert des Chicago Symphony Orchestra, wie die regionale adventistische Kirchenzeitschrift Lake Union Herald berichtete. Blomstedt leitete das Konzert als Dirigent und traf dort auf den Solo-Cellisten Andrei Ionita, der aus einer rumänischen Familie stammt und Mitglied der adventistischen Kirchengemeinde Berlin-Waldfriede ist. Damit standen erstmals zwei Siebenten-Tags-Adventisten gemeinsam auf der Bühne eines Spitzenorchesters.
Blomstedt-Preis für Studierende der Hochschule Friedensau
Herbert Blomstedt hat einen Preis gestiftet. Im Gedenken an seine im Jahr 2003 verstorbene Ehefrau Waltraud verleiht die adventistische Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg seit 2008 den „Waltraud-und-Herbert-Blomstedt-Preis“. Mit dem Preis werden Friedensauer Studierende für herausragende Bachelor- oder Masterarbeiten in den Fachbereichen Theologie und Christliches Sozialwesen oder für eine besonders zu würdigende künstlerische Leistung im Bereich Musik ausgezeichnet.
Blomstedt wurde am 11. Juli 1927 als Sohn eines adventistischen Pastorenehepaars in den USA geboren, zog aber im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern in deren Heimat Schweden. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er am Königlichen Konservatorium in Stockholm und an der Universität Uppsala. Später studierte er Dirigieren an der Juilliard School of Music in New York, zeitgenössische Musik in Darmstadt sowie Renaissance- und Barockmusik an der Schola Cantorum in Basel und arbeitete unter Igor Markevitch in Salzburg sowie Leonard Bernstein in Tanglewood/USA.
Im Februar 1954 debütierte Blomstedt als Dirigent mit den Stockholmer Philharmonikern. Später leitete er als Chefdirigent bedeutende skandinavische Orchester wie das Oslo Philharmonic Orchestra sowie das Dänische und Schwedische Radiosinfonieorchester, letzteres bis 1983. Von 1975 bis 1985 war er Chefdirigent der Staatskapelle Dresden. In den folgenden zehn Jahren war er Musikdirektor des San Francisco Symphony Orchestra. Von 1996 bis 1998 war er Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters in Hamburg. Von 1998 bis 2005 leitete er das Gewandhausorchester Leipzig. Bis heute dirigiert er regelmäßig Konzerte verschiedener bedeutender Orchester in Amerika, Japan und Europa. So war er Anfang April bei der Staatskapelle Dresden zu Gast und wird vom 24. bis 28. Mai mit dem Chamber Orchestra of Europe in Köln, Dortmund, Luxemburg und erneut in Dresden gastieren, bevor er am 8. und 11. Juni in Hamburg, am 17. Juni in Bad Kissingen und am 18. Juni in Bamberg die letzten Konzerte der Saison jeweils mit den dortigen Orchestern leitet. Die neue Konzertsaison beginnt im September.
Zahlreiche Auszeichnungen
Herbert Blomstedt wurde zweimal mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Jahr 2003 erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und am 10. November 2022 das Große Verdienstkreuz mit Stern für sein Lebenswerk.
Herbert Blomstedt ist gewähltes Mitglied der Königlich Schwedischen Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. Dem Gewandhausorchester Leipzig, dessen 18. Kapellmeister er war, blieb er als Ehrendirigent verbunden. Diese Auszeichnung wurde ihm von sechs weiteren Orchestern verliehen: dem San Francisco Symphony Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra in Japan, dem Dänischen und dem Schwedischen Radio-Sinfonieorchester, den Bamberger Symphonikern und der Staatskapelle Dresden, die ihn 2007 bereits mit der Goldenen Ehrennadel geehrt hatte.
2013 erschien eine Biographie über Herbert Blomstedt mit dem Titel Mein Leben - ein großer Gesang. Sie ist nicht im Handel erhältlich und wurde von der freien Autorin Ursula Weigert für seine Freunde verfasst.
Unter dem Titel Mission Musik erschien 2017 im Henschel-Verlag (Berlin) ein Buch, das Gespräche zwischen Herbert Blomstedt und der Musikkritikerin Julia Spinola (u.a. Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, F.A.Z.) auf gemeinsamen Reisen dokumentiert. Darin werden seine musikalischen und menschlichen Überzeugungen deutlich.
Seine Vitalität sei „ein Geschenk“
In einem Interview mit der New York Times im Februar 2017 verriet Blomstedt das Geheimnis, wie er dieses Arbeitspensum in seinem Alter bewältigt. Sein gesunder Lebensstil oder der wöchentliche Ruhetag (Sabbat), den er als Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten einhält, seien nicht der Grund. „Es ist ein Geschenk“, betonte Blomstedt. Auf seinen wöchentlichen Ruhetag angesprochen, erklärte der Dirigent, warum er am Sabbat (Samstag) nicht probe, sondern mit den Orchestern auftrete: „Ich dachte an meinen Vater [der Pastor war]: Er bereitete seine Predigt während der Woche sehr gründlich vor. Freitags bei Sonnenuntergang schloss er seine Bücher und verbrachte Zeit mit der Familie, aber am Sabbat hielt er die Predigt. Ich liebe es zu proben, mit dem Orchester zu arbeiten. Aber am Sabbat üben wir nicht mehr - wir spielen einfach das, was wir gemeinsam einstudiert haben. Und das ist ein Segen für uns alle“, so Blomstedt.
Zwei Adventisten auf der Bühne eines Spitzenorchesters
Zu einer bemerkenswerten Begegnung kam es Anfang März in Chicago bei einem Konzert des Chicago Symphony Orchestra, wie die regionale adventistische Kirchenzeitschrift Lake Union Herald berichtete. Blomstedt leitete das Konzert als Dirigent und traf dort auf den Solo-Cellisten Andrei Ionita, der aus einer rumänischen Familie stammt und Mitglied der adventistischen Kirchengemeinde Berlin-Waldfriede ist. Damit standen erstmals zwei Siebenten-Tags-Adventisten gemeinsam auf der Bühne eines Spitzenorchesters.
Blomstedt-Preis für Studierende der Hochschule Friedensau
Herbert Blomstedt hat einen Preis gestiftet. Im Gedenken an seine im Jahr 2003 verstorbene Ehefrau Waltraud verleiht die adventistische Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg seit 2008 den „Waltraud-und-Herbert-Blomstedt-Preis“. Mit dem Preis werden Friedensauer Studierende für herausragende Bachelor- oder Masterarbeiten in den Fachbereichen Theologie und Christliches Sozialwesen oder für eine besonders zu würdigende künstlerische Leistung im Bereich Musik ausgezeichnet.