26. Aug. 2009 21:58APDGenf/Schweiz
Scheidender ÖRK-Generalsekretär widmete sich vor allem pastoralen Aufgaben
Genf/Schweiz, 26.08.2009/APD Kirchen in Not beizustehen und ihnen die Solidarität der weltweiten Ökumene zu bezeugen sei der Schwerpunkt seiner Tätigkeit gewesen, so der scheidende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Samuel Kobia, in seinem letzten Bericht vor dem Zentralausschuss des ÖRK am 26. August in Genf.
Die pastorale Dimension habe im Zentrum seines sechsjährigen Dienstes als Generalsekretär gestanden, berichtete der Kenianer den 150 stimmberechtigten Delegierten. Dabei sei er "zutiefst berührt wie auch bereichert" gewesen von den Zeichen der Hoffnung, die er bei Christen erlebt habe, die sich "inmitten von Leid und Verzweiflung nach Gerechtigkeit und Frieden sehnen". Ermutigende Zeichen neuer Hoffnung habe er insbesondere bei seinem Besuch in Ruanda erfahren, wo zehn Jahre nach Ende des Genozids Überlebende begonnen hätten, ihren Glauben an die Leben spendende Kraft Gottes wiederzufinden, wenn auch die Spuren von Gewalt noch allgegenwärtig seien.
Eindringlich erinnerte Kobia die Delegierten an die unvorstellbare Not in der Demokratischen Republik Kongo, vor allem in den Gebieten, die von internationaler Hilfe abgeschnitten seien. Im Kongo seien in den letzten fünf Jahren durch kriegerische Auseinandersetzungen, Hunger und Krankheit 4,3 Millionen Menschen gestorben.
Im Blick auf die Lage im Nahen Osten übte Kobia scharfe Kritik am fortgesetzten Bau israelischer Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten. Kobia: "Die Besetzung und die damit einhergehende Demütigung eines ganzes Volkes, die seit mehr als sechs Jahrzehnten anhalten, stellt nicht nur ein wirtschaftliches und politisches Verbrechen dar, sondern ist, wie der Antisemitismus, eine Sünde gegen Gott". Der scheidende Generalsekretär rief den Zentralausschuss "mit Nachdruck" auf, eine öffentliche Erklärung zu diesem Thema abzugeben.
Unter dem Hinweis auf das Bibelwort im 1. Korinther 13,13 erinnerte Kobia die Vertreter des Zentralausschusses an die Voraussetzungen zur christlichen Einheit. Die geteilten Kirchen könnten nur wieder eins werden, wenn sie "die lebenspendende Liebe Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes annehmen und sie um der Welt willen, die so dringend darauf angewiesen ist, selbst leben."
Kobia berichtete weiter, dass aufgrund der Finanzkrise einige Mitgliedskirchen ihren Beitrag zum Haushalt des ÖRK reduzieren mussten. Er kündigte an, dass dies nicht ohne Folgen für die laufenden Programme bleiben könne. Die Anzahl der Projekte solle reduziert werden, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Genfer Zentrale sollten ihre Arbeit verstärkt abteilungsübergreifend ausrichten.
Der vorliegende Haushaltsentwurf für das Jahr 2010 sehe bereits eine Reduktion von 25 Stellen im Vergleich zum Haushalt 2008 vor. Gleichzeitig warnte Kobia davor, durch "institutionelle Notwendigkeiten und Schwierigkeiten" die große Vision für die Zukunft der Menschheit und der Welt aus den Augen zu verlieren.
In seinem Bericht äußerte sich der scheidende Generalsekretär deutlich zu den Aufgaben und Funktionen: "Wenn wir uns als ÖRK darauf konzentrieren, die Gemeinschaft der Kirchen durch Beziehungen der Solidarität und Begleitung zwischen und unter Mitgliedskirchen zu leben, dann streben wir die Einheit der Kirche nicht als Selbstzweck an, sondern um der Zukunft der Menschheit und der ganzen Schöpfung Gottes willen. Die Ökumene führt uns zum erweiterten Horizont von Gottes Heilsgeschichte und lässt nicht zu, dass wir uns mit den engeren Horizonten der Gemeinschaft und der ethnischen oder nationalen Zugehörigkeit zufriedengeben.
Wir sind dazu berufen, uns von allen Loyalitäten und menschlichen Bindungen zu befreien, die uns daran hindern, diese umfassendere Vision zu leben."
Kobia weiter: "Diese Zukunft hat in Christus, in seinem Tod am Kreuz und in seiner Auferstehung Gestalt unter uns angenommen. Im Licht des Christusgeschehens ist der gegenwärtige Moment immer die Geburtsstätte der Zukunft, die Gott für uns bereithält".
Der Zentralausschuss ist das wichtigste Entscheidungsorgan des Rates in der Zeit zwischen den Vollversammlungen und tritt alle 18 Monate zusammen. Auf seiner Tagung vom 26. August bis 2. September 2009 wird der Ausschuss unter anderem einen Nachfolger für Generalsekretär Kobia wählen und über Tagungsort und Gestaltung der nächsten ÖRK-Vollversammlung beschließen.
Dem ÖRK gehören mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Christliche Weltgemeinschaften, wie die römisch-katholische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Heilsarmee (sie trat 1978 aus), gehören dem Rat nicht an, unterhalten aber Arbeitskontakte zu einigen ÖRK-Gremien und nehmen als Berater und Beobachter an seinen Sitzungen und Konferenzen teilnehmen.
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Der Text kann kostenlos genutzt werden. Veröffentlichung nur mit Quellenangabe "APD" gestattet!
Genf/Schweiz, 26.08.2009/APD Kirchen in Not beizustehen und ihnen die Solidarität der weltweiten Ökumene zu bezeugen sei der Schwerpunkt seiner Tätigkeit gewesen, so der scheidende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Samuel Kobia, in seinem letzten Bericht vor dem Zentralausschuss des ÖRK am 26. August in Genf.
Die pastorale Dimension habe im Zentrum seines sechsjährigen Dienstes als Generalsekretär gestanden, berichtete der Kenianer den 150 stimmberechtigten Delegierten. Dabei sei er "zutiefst berührt wie auch bereichert" gewesen von den Zeichen der Hoffnung, die er bei Christen erlebt habe, die sich "inmitten von Leid und Verzweiflung nach Gerechtigkeit und Frieden sehnen". Ermutigende Zeichen neuer Hoffnung habe er insbesondere bei seinem Besuch in Ruanda erfahren, wo zehn Jahre nach Ende des Genozids Überlebende begonnen hätten, ihren Glauben an die Leben spendende Kraft Gottes wiederzufinden, wenn auch die Spuren von Gewalt noch allgegenwärtig seien.
Eindringlich erinnerte Kobia die Delegierten an die unvorstellbare Not in der Demokratischen Republik Kongo, vor allem in den Gebieten, die von internationaler Hilfe abgeschnitten seien. Im Kongo seien in den letzten fünf Jahren durch kriegerische Auseinandersetzungen, Hunger und Krankheit 4,3 Millionen Menschen gestorben.
Im Blick auf die Lage im Nahen Osten übte Kobia scharfe Kritik am fortgesetzten Bau israelischer Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten. Kobia: "Die Besetzung und die damit einhergehende Demütigung eines ganzes Volkes, die seit mehr als sechs Jahrzehnten anhalten, stellt nicht nur ein wirtschaftliches und politisches Verbrechen dar, sondern ist, wie der Antisemitismus, eine Sünde gegen Gott". Der scheidende Generalsekretär rief den Zentralausschuss "mit Nachdruck" auf, eine öffentliche Erklärung zu diesem Thema abzugeben.
Unter dem Hinweis auf das Bibelwort im 1. Korinther 13,13 erinnerte Kobia die Vertreter des Zentralausschusses an die Voraussetzungen zur christlichen Einheit. Die geteilten Kirchen könnten nur wieder eins werden, wenn sie "die lebenspendende Liebe Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes annehmen und sie um der Welt willen, die so dringend darauf angewiesen ist, selbst leben."
Kobia berichtete weiter, dass aufgrund der Finanzkrise einige Mitgliedskirchen ihren Beitrag zum Haushalt des ÖRK reduzieren mussten. Er kündigte an, dass dies nicht ohne Folgen für die laufenden Programme bleiben könne. Die Anzahl der Projekte solle reduziert werden, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Genfer Zentrale sollten ihre Arbeit verstärkt abteilungsübergreifend ausrichten.
Der vorliegende Haushaltsentwurf für das Jahr 2010 sehe bereits eine Reduktion von 25 Stellen im Vergleich zum Haushalt 2008 vor. Gleichzeitig warnte Kobia davor, durch "institutionelle Notwendigkeiten und Schwierigkeiten" die große Vision für die Zukunft der Menschheit und der Welt aus den Augen zu verlieren.
In seinem Bericht äußerte sich der scheidende Generalsekretär deutlich zu den Aufgaben und Funktionen: "Wenn wir uns als ÖRK darauf konzentrieren, die Gemeinschaft der Kirchen durch Beziehungen der Solidarität und Begleitung zwischen und unter Mitgliedskirchen zu leben, dann streben wir die Einheit der Kirche nicht als Selbstzweck an, sondern um der Zukunft der Menschheit und der ganzen Schöpfung Gottes willen. Die Ökumene führt uns zum erweiterten Horizont von Gottes Heilsgeschichte und lässt nicht zu, dass wir uns mit den engeren Horizonten der Gemeinschaft und der ethnischen oder nationalen Zugehörigkeit zufriedengeben.
Wir sind dazu berufen, uns von allen Loyalitäten und menschlichen Bindungen zu befreien, die uns daran hindern, diese umfassendere Vision zu leben."
Kobia weiter: "Diese Zukunft hat in Christus, in seinem Tod am Kreuz und in seiner Auferstehung Gestalt unter uns angenommen. Im Licht des Christusgeschehens ist der gegenwärtige Moment immer die Geburtsstätte der Zukunft, die Gott für uns bereithält".
Der Zentralausschuss ist das wichtigste Entscheidungsorgan des Rates in der Zeit zwischen den Vollversammlungen und tritt alle 18 Monate zusammen. Auf seiner Tagung vom 26. August bis 2. September 2009 wird der Ausschuss unter anderem einen Nachfolger für Generalsekretär Kobia wählen und über Tagungsort und Gestaltung der nächsten ÖRK-Vollversammlung beschließen.
Dem ÖRK gehören mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Christliche Weltgemeinschaften, wie die römisch-katholische Kirche, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Heilsarmee (sie trat 1978 aus), gehören dem Rat nicht an, unterhalten aber Arbeitskontakte zu einigen ÖRK-Gremien und nehmen als Berater und Beobachter an seinen Sitzungen und Konferenzen teilnehmen.
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