14. Juli 2009 21:32APDLeinfelden-Echterdingen
"Wenn du ein Gehirn hast, dann benutze es!"
Neurochirurg Ben Carson berichtet aus seinem Leben
Leinfelden-Echterdingen, 14.07.2009/APD "In den USA sterben Neurochirurgen zehn Jahre früher als der Durchschnittsamerikaner", sagte der bekannte Gehirnchirurg, Professor Dr. Benjamin S. Carson (57), vor Journalisten in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. Möglicherweise sei der berufliche Stress eine Ursache dafür. "Ich selbst fühle keinen Stress, da ich einen großen Glauben an Gott habe", hob der bekennende Siebenten-Tags-Adventist hervor. Er bitte Gott bei seiner Arbeit um Weisheit. "Dadurch kann ich immer das Beste geben, was ich geben kann", erläuterte Carson. Deshalb empfinde er die bedrückenden Situationen und Schicksale, die er jeden Tag erlebe, nicht wie viele seiner Kollegen als Stress. Dieses Bekenntnis von einem der weltbesten Chirurgen mag in Deutschland seltsam klingen, doch für viele US-Amerikaner gehört der bewusste Glaube an Gott zur Lebenseinstellung. Ben Carson, wie er genannt wird, ist jedoch keineswegs weltfremd. "Ich bitte zwar Gott um Weisheit, doch das entbindet mich nicht, selbst zu studieren und zu forschen", betonte er.
Carson absolvierte ein Psychologie-Studium an der Yale Universität (1973) und ein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität von Michigan (1977). Im Anschluss daran bekam er die Möglichkeit, am berühmten John-Hopkins-Hospital in Baltimore die Ausbildung zum Assistenzarzt in der Neurochirurgie zu durchlaufen. 1984 wurde er dort, 32-jährig, zum medizinischen Direktor der Neurochirurgie berufen. Er war damit der jüngste Chefarzt in den USA. Weltbekannt wurde Carson, als er im September 1987 mit einem 70-köpfigen Team in einer 22-stündigen Operation die am Kopf zusammengewachsenen Binder-Zwillinge aus Ulm erfolgreich trennte. Im September 2004 trennte er die ebenfalls am Kopf zusammengewachsenen siamesischen Zwillinge Tabea und Lea Block aus Lemgo. Tabea überlebte die Operation nicht, Lea ist heute ein intelligentes fünfjähriges Mädchen.
Dr. Carson erhielt mittlerweile über 50 Ehrendoktortitel und Dutzende nationaler Auszeichnungen. Im Juni 2008 verlieh dem dunkelhäutigen Arzt der damalige US-Präsident George W. Bush die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung des Landes. 2004 berief Bush den Mediziner in sein nationales Ethikgremium "The President‘s Council on Bioethics". Heute operiert der Neurochirurg im Jahr über 300 Kinder im John Hopkins Kinderkrankenhaus. Außerdem ist er weltweit ein gefragter Fachmann bei der Trennung siamesischer Zwillinge. Der Professor und seine Frau Candy gründeten den "Carson Scholars Fund", eine Stiftung, die an begabte Studenten Stipendien vergibt.
Doch der Starchirurg hatte eine schreckliche Kindheit durchzustehen. Ben Carson schilderte in der Filderhalle Leinfelden vor über 500 Zuhörern, wie er in einem Armenviertel in Detroit/Michigan aufwuchs. Als er acht war, verließ sein Vater die Familie. Mutter Sonya, lange von Depressionen geplagt, erzog Ben und seinen Bruder Curtis allein. Die Wohnung war schäbig, im Ghetto bekämpften sich die Drogenhändler. Immer wieder sah Ben auf den Straßen Erschossene. Darunter waren auch zwei seiner Cousins. In der Schule war Ben der schwächste Schüler der Klasse, der von anderen als Dummkopf bezeichnet und gehänselt wurde.
Seine Mutter schickte ihn und Curtis jede Woche in die Bibliothek und ermutigte sie mit den Worten: "Wenn ihr lesen könnt, könnt ihr alles lernen, was ihr wissen wollt. Die Türen der Welt stehen für den offen, der lesen kann." Die Mutter forderte die Jungen auf, eine Zusammenfassung über das Gelesene zu schreiben und ihr vorzulegen. Was die beiden damals nicht wussten, ihre Mutter konnte selbst nicht lesen. Doch dadurch wurde Ben einer der besten Schüler seiner Klasse. Bereits mit zehn Jahren war er sich sicher, dass er Arzt werden wollte.
Der Chirurg lebt heute mit seiner Frau Candy, seinen drei Söhnen und seiner Mutter im US-Bundesstaat Maryland. Sein Bruder Curtis studierte ebenfalls und ist Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik. Selbst Mutter Sonya holte ihren Schulabschluss nach, besuchte das College und hat eine Ehrendoktorwürde.
Im zweiten Vortrag sprach Ben Carson in der Filderhalle über seine Entscheidungskriterien in schweren Lebenssituationen. Ein Neurochirurg, der Menschen den Kopf aufschneide und an etwas so Empfindlichem wie dem Rückenmark operiere, müsse bereit sein, Risiken einzugehen. Wenn Carson in seinem beruflichen und auch in seinem persönlichen Leben mit einer unklaren Situation konfrontiert werde, analysiere er das Risiko mit folgenden vier Fragen: "Was ist das Schlimmste, das passiert, wenn ich das versuche?" "Was ist das Beste, das passiert, wenn ich es versuche?" "Was ist das Beste, das passiert, wenn ich das nicht versuche?" "Was ist das Schlimmste, das passiert, wenn ich nichts tue?"
Allerdings könne es ohne Glauben und Werte, aufgrund derer die Fragen beantwortet würden, keine sinnerfüllte Risikoanalyse geben, so Dr. Carson. "Denn wenn es kein Richtig und Falsch gibt, kann es kein Bestes oder Schlimmstes geben." Dem Chirurgen gehe es nicht um ein kopfloses Handeln. Es gelte das Risiko abzuwägen und sich zur Entscheidung alle erreichbaren Informationen zu beschaffen.
Dr. Carson berichtete von Situationen seines Lebens, in denen er bewusst nach gründlichen Überlegungen und im Vertrauen auf Gott, erfolgreich zu sein, Risiken eingegangen sei. Wenn er und sein Bruder Curtis sich als Jungen bei ihrer Mutter beschwerten, dass etwas zu schwierig sei, habe sie nur die Frage gestellt: "Habt ihr ein Gehirn?" Damit wollte sie sagen: "Wenn du ein Gehirn hast, dann benutze es! Das ist alles, was du brauchst, um jedes Problem zu überwinden!"
Die Zuhörerschaft in der Leinfeldener Filderhalle setzte sich aus allen Berufs- und Altersschichten zusammen. Selbst Familien mit Kinder kamen. Dr. Carson gelang es, auch schwierige medizinische Sachverhalte "volksnah" darzustellen. In seinen beiden kurzweiligen Vorträgen löste er mit humorvollen Beispielen aus seinem Leben bei den Besuchern Heiterkeit aus.
Es wurde deutlich, dass dem weltberühmten Arzt sein Erfolg keineswegs zu Kopf gestiegen ist. Er beantwortete während seiner Vorträge die unterschiedlichsten Fragen der Besucher. So wollten beispielsweise Kinder wissen: "Wie lange muss man schlafen?" oder "Muss man sich wirklich impfen lassen?" Auch dies wurde von Carson ernst genommen und kindgerecht beantwortet. Studenten fragten, welches medizinische Fachgebiet er ihnen empfehlen würde. Hier riet der Neurochirurg, das Fachgebiet nach den eigenen Neigungen und der persönlichen Begabung auszuwählen. Selbst nach Schluss der Veranstaltung nahm sich Carson die Zeit, Einzelfragen zu beantworten und sein Buch "Das Ziel heißt leben!" zu signieren.
Ben Carson kam auf Einladung von Professor Dr. Marcos Tatagiba, dem Ärztlichen Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie Tübingen, nach Deutschland. Beide Neurologen kannten sich zwar schon lange durch die Fachliteratur, sind sich aber erst jetzt persönlich begegnet. Carson wird in der Klinik als "Visiting Professor" eine Woche lang Vorträge halten, an Operationen beratend teilnehmen und Gespräche mit jungen Ärzten führen. Die Tübinger Universitätsklinik für Neurochirurgie zählt mit 3.000 stationären und 9.000 ambulanten Patienten pro Jahr zu den größten derartigen Einrichtungen in der Bundesrepublik.
Die Veranstaltung in der Filderhalle führte der Deutsche Verein für Gesundheitspflege (DVG) durch. Der DVG wurde 1899 von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet. Geprägt durch das biblische Menschenbild, sieht der Verein den Menschen als Ganzheit und will zu seinem körperlichen, geistig-seelischen, spirituellen und sozialen Wohlbefinden beitragen.
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Der Text kann kostenlos genutzt werden. Veröffentlichung nur mit Quellenangabe "APD" gestattet!
Neurochirurg Ben Carson berichtet aus seinem Leben
Leinfelden-Echterdingen, 14.07.2009/APD "In den USA sterben Neurochirurgen zehn Jahre früher als der Durchschnittsamerikaner", sagte der bekannte Gehirnchirurg, Professor Dr. Benjamin S. Carson (57), vor Journalisten in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart. Möglicherweise sei der berufliche Stress eine Ursache dafür. "Ich selbst fühle keinen Stress, da ich einen großen Glauben an Gott habe", hob der bekennende Siebenten-Tags-Adventist hervor. Er bitte Gott bei seiner Arbeit um Weisheit. "Dadurch kann ich immer das Beste geben, was ich geben kann", erläuterte Carson. Deshalb empfinde er die bedrückenden Situationen und Schicksale, die er jeden Tag erlebe, nicht wie viele seiner Kollegen als Stress. Dieses Bekenntnis von einem der weltbesten Chirurgen mag in Deutschland seltsam klingen, doch für viele US-Amerikaner gehört der bewusste Glaube an Gott zur Lebenseinstellung. Ben Carson, wie er genannt wird, ist jedoch keineswegs weltfremd. "Ich bitte zwar Gott um Weisheit, doch das entbindet mich nicht, selbst zu studieren und zu forschen", betonte er.
Carson absolvierte ein Psychologie-Studium an der Yale Universität (1973) und ein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität von Michigan (1977). Im Anschluss daran bekam er die Möglichkeit, am berühmten John-Hopkins-Hospital in Baltimore die Ausbildung zum Assistenzarzt in der Neurochirurgie zu durchlaufen. 1984 wurde er dort, 32-jährig, zum medizinischen Direktor der Neurochirurgie berufen. Er war damit der jüngste Chefarzt in den USA. Weltbekannt wurde Carson, als er im September 1987 mit einem 70-köpfigen Team in einer 22-stündigen Operation die am Kopf zusammengewachsenen Binder-Zwillinge aus Ulm erfolgreich trennte. Im September 2004 trennte er die ebenfalls am Kopf zusammengewachsenen siamesischen Zwillinge Tabea und Lea Block aus Lemgo. Tabea überlebte die Operation nicht, Lea ist heute ein intelligentes fünfjähriges Mädchen.
Dr. Carson erhielt mittlerweile über 50 Ehrendoktortitel und Dutzende nationaler Auszeichnungen. Im Juni 2008 verlieh dem dunkelhäutigen Arzt der damalige US-Präsident George W. Bush die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung des Landes. 2004 berief Bush den Mediziner in sein nationales Ethikgremium "The President‘s Council on Bioethics". Heute operiert der Neurochirurg im Jahr über 300 Kinder im John Hopkins Kinderkrankenhaus. Außerdem ist er weltweit ein gefragter Fachmann bei der Trennung siamesischer Zwillinge. Der Professor und seine Frau Candy gründeten den "Carson Scholars Fund", eine Stiftung, die an begabte Studenten Stipendien vergibt.
Doch der Starchirurg hatte eine schreckliche Kindheit durchzustehen. Ben Carson schilderte in der Filderhalle Leinfelden vor über 500 Zuhörern, wie er in einem Armenviertel in Detroit/Michigan aufwuchs. Als er acht war, verließ sein Vater die Familie. Mutter Sonya, lange von Depressionen geplagt, erzog Ben und seinen Bruder Curtis allein. Die Wohnung war schäbig, im Ghetto bekämpften sich die Drogenhändler. Immer wieder sah Ben auf den Straßen Erschossene. Darunter waren auch zwei seiner Cousins. In der Schule war Ben der schwächste Schüler der Klasse, der von anderen als Dummkopf bezeichnet und gehänselt wurde.
Seine Mutter schickte ihn und Curtis jede Woche in die Bibliothek und ermutigte sie mit den Worten: "Wenn ihr lesen könnt, könnt ihr alles lernen, was ihr wissen wollt. Die Türen der Welt stehen für den offen, der lesen kann." Die Mutter forderte die Jungen auf, eine Zusammenfassung über das Gelesene zu schreiben und ihr vorzulegen. Was die beiden damals nicht wussten, ihre Mutter konnte selbst nicht lesen. Doch dadurch wurde Ben einer der besten Schüler seiner Klasse. Bereits mit zehn Jahren war er sich sicher, dass er Arzt werden wollte.
Der Chirurg lebt heute mit seiner Frau Candy, seinen drei Söhnen und seiner Mutter im US-Bundesstaat Maryland. Sein Bruder Curtis studierte ebenfalls und ist Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik. Selbst Mutter Sonya holte ihren Schulabschluss nach, besuchte das College und hat eine Ehrendoktorwürde.
Im zweiten Vortrag sprach Ben Carson in der Filderhalle über seine Entscheidungskriterien in schweren Lebenssituationen. Ein Neurochirurg, der Menschen den Kopf aufschneide und an etwas so Empfindlichem wie dem Rückenmark operiere, müsse bereit sein, Risiken einzugehen. Wenn Carson in seinem beruflichen und auch in seinem persönlichen Leben mit einer unklaren Situation konfrontiert werde, analysiere er das Risiko mit folgenden vier Fragen: "Was ist das Schlimmste, das passiert, wenn ich das versuche?" "Was ist das Beste, das passiert, wenn ich es versuche?" "Was ist das Beste, das passiert, wenn ich das nicht versuche?" "Was ist das Schlimmste, das passiert, wenn ich nichts tue?"
Allerdings könne es ohne Glauben und Werte, aufgrund derer die Fragen beantwortet würden, keine sinnerfüllte Risikoanalyse geben, so Dr. Carson. "Denn wenn es kein Richtig und Falsch gibt, kann es kein Bestes oder Schlimmstes geben." Dem Chirurgen gehe es nicht um ein kopfloses Handeln. Es gelte das Risiko abzuwägen und sich zur Entscheidung alle erreichbaren Informationen zu beschaffen.
Dr. Carson berichtete von Situationen seines Lebens, in denen er bewusst nach gründlichen Überlegungen und im Vertrauen auf Gott, erfolgreich zu sein, Risiken eingegangen sei. Wenn er und sein Bruder Curtis sich als Jungen bei ihrer Mutter beschwerten, dass etwas zu schwierig sei, habe sie nur die Frage gestellt: "Habt ihr ein Gehirn?" Damit wollte sie sagen: "Wenn du ein Gehirn hast, dann benutze es! Das ist alles, was du brauchst, um jedes Problem zu überwinden!"
Die Zuhörerschaft in der Leinfeldener Filderhalle setzte sich aus allen Berufs- und Altersschichten zusammen. Selbst Familien mit Kinder kamen. Dr. Carson gelang es, auch schwierige medizinische Sachverhalte "volksnah" darzustellen. In seinen beiden kurzweiligen Vorträgen löste er mit humorvollen Beispielen aus seinem Leben bei den Besuchern Heiterkeit aus.
Es wurde deutlich, dass dem weltberühmten Arzt sein Erfolg keineswegs zu Kopf gestiegen ist. Er beantwortete während seiner Vorträge die unterschiedlichsten Fragen der Besucher. So wollten beispielsweise Kinder wissen: "Wie lange muss man schlafen?" oder "Muss man sich wirklich impfen lassen?" Auch dies wurde von Carson ernst genommen und kindgerecht beantwortet. Studenten fragten, welches medizinische Fachgebiet er ihnen empfehlen würde. Hier riet der Neurochirurg, das Fachgebiet nach den eigenen Neigungen und der persönlichen Begabung auszuwählen. Selbst nach Schluss der Veranstaltung nahm sich Carson die Zeit, Einzelfragen zu beantworten und sein Buch "Das Ziel heißt leben!" zu signieren.
Ben Carson kam auf Einladung von Professor Dr. Marcos Tatagiba, dem Ärztlichen Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie Tübingen, nach Deutschland. Beide Neurologen kannten sich zwar schon lange durch die Fachliteratur, sind sich aber erst jetzt persönlich begegnet. Carson wird in der Klinik als "Visiting Professor" eine Woche lang Vorträge halten, an Operationen beratend teilnehmen und Gespräche mit jungen Ärzten führen. Die Tübinger Universitätsklinik für Neurochirurgie zählt mit 3.000 stationären und 9.000 ambulanten Patienten pro Jahr zu den größten derartigen Einrichtungen in der Bundesrepublik.
Die Veranstaltung in der Filderhalle führte der Deutsche Verein für Gesundheitspflege (DVG) durch. Der DVG wurde 1899 von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet. Geprägt durch das biblische Menschenbild, sieht der Verein den Menschen als Ganzheit und will zu seinem körperlichen, geistig-seelischen, spirituellen und sozialen Wohlbefinden beitragen.
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Der Text kann kostenlos genutzt werden. Veröffentlichung nur mit Quellenangabe "APD" gestattet!