Andacht 15.10.2024
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Bibel
Glauben

14. Okt. 2024 22:01Gerhard Zahalka

Andacht 15.10.2024

Meine Geburtsstadt Czernowitz, das „Klein-Wien“ des Ostens, war bis 1940 eine vielsprachige, multikulturelle Universitätsstadt, in der Deutsche, Rumänen, Polen, Ukrainer und Ungarn friedlich miteinander lebten. Mehr als ein Drittel der Einwohner waren Juden und so sind mir viele humorvolle Geschichten im Gedächtnis, von denen mich eine an den obigen Bibelvers erinnerte.

Kommt ein Mann zum Rabbi und jammert: „Rabbi, jemand hat mir meinen wertvollen Regenschirm gestohlen, den mit dem echten Goldknauf. Was mich aber am meisten besorgt, ist der Gedanke, dass der Dieb in meiner eigenen Familie sein könnte!“

Der Rabbi hat einen guten Rat: „Lade die ganze Mischpoke zu einer Kuchentafel ein und wenn der Kaffee getrunken ist und der Kuchen gekostet, holst du das Gute Buch heraus, zündest die Kerzen an und mit schöner Stimme liest du ihnen die Heiligen Zehn Gebote vor. Und wenn du dann zu dem Gebot ‚Du sollst nicht stehlen‘ kommst, blickst du in die Runde, schaust dir alle genau an und der Schuldige wird sich verraten.“ Schon bald ist der Mann wieder da und erzählt von seinem Familientreffen. „Es war einfach großartig, Rabbi, die ganze Mischpoke war da. Als dann alle gegessen und getrunken hatten, habe ich die Kerzen angezündet und die Zehn Gebote vorgelesen. Und, was soll ich dir sagen, wie ich zu dem Gebot ‚Du sollst nicht ehebrechen‘ komme, fällt mir plötzlich ein, wo ich den Schirm habe stehen lassen!“

Ja, so ist es mit dem Bibellesen! Da geht manchem ein Licht auf, manchmal sogar ein ganzer Kronleuchter. Allzu oft sind wir blind für die eigene Schuld und benötigen einen Augenöffner, wie einst Nathan bei König David. Diese Aufgabe erfüllt auch die Heilige Schrift, sofern wir sie aufmerksam lesen.

Als hilfreich erwies sich hier die Frage: Gibt es in meinem Leben etwas, das an mir nagt, das mir ein schlechtes Gewissen bereitet, das mir vergeben werden soll?

Eine ehrliche Antwort darauf beendet oft das Lamentieren und Murren über die Bosheit dieser Welt, und auch die Suche nach einem Schuldigen hört auf, weil dann oft schon ein Blick in den Spiegel genügt.

Zum Bibelvers: Klagelieder 3,39–40

© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)

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