Neue Erkenntnisse zu adventistischen Märtyrern in der NS-Zeit
Am 16. Juni 2021 wurde vor dem Haus der adventistischen Kirchengemeinde Leipzig ein „Stolperstein“ für den Märtyrer Manfred Wachenheimer verlegt.
© Foto: Dieter Wache
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29. Jan. 2025 09:12APDFriedensau

Neue Erkenntnisse zu adventistischen Märtyrern in der NS-Zeit

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 hat der Kirchenhistoriker Dr. Johannes Hartlapp einen Blog-Beitrag veröffentlicht, in dem er auch über Forschungsergebnisse zu adventistischen Märtyrern in der NS-Zeit berichtet.

Darüber informierte Andrea Cramer, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Theologischen Hochschule Friedensau, wo Kirchenhistoriker Dr. Johannes Hartlapp forscht und lehrt. Er ist einer der wenigen Nicht-Familienangehörigen, die vor 20 Jahren erstmals Zugang zum Internationalen Zentrum für NS-Verfolgte (damals International Tracing Service, seit 2019 Arolsen Archives) im nordhessischen Bad Arolsen hatten. Dort stieß er auf die Akten des Leipziger Adventisten Manfred Wachenheimer. Dieser war am 4. Juni 1942 wegen „unerlaubter religiöser Betätigung“ in das KZ Buchenwald eingeliefert und bereits einen Monat später, am 4. Juli 1942, ermordet worden. Weitere Nachforschungen von Johannes Hartlapp ergaben weitere Namen adventistischer Märtyrer, deren Herkunft jedoch nicht verzeichnet ist.

Mehr adventistische Märtyrer als vermutet

Johannes Hartlapp geht davon aus, dass es – neben den wenigen bekannten Namen – deutlich mehr adventistische Märtyrer in der NS-Zeit gegeben habe. Diese seien jedoch in Vergessenheit geraten, denn „adventistische Märtyrer besitzen bis heute leider keine Lobby, zumal ihr Verhalten und ihr Mut zumindest indirekt die Haltung derer in Frage stellte, die aus Angst oder einfach Anpassung geschwiegen haben“, so Hartlapp. Auch adventistische Kirchenmitglieder jüdischer Herkunft konnten nicht immer auf die Hilfe ihrer deutschen Glaubensgeschwister zählen. Oft sei Angst das Motiv der mangelnden Unterstützung gewesen, vermutet Hartlapp. Heute gingen Historiker davon aus, dass nach den Zeugen Jehovas und katholischen Priestern, Adventisten die drittgrößte Gruppe religiöser Opfer in der NS-Zeit darstellen, wovon der größere Teil wahrscheinlich der „Reformbewegung“ der Adventisten angehörte, einer Gruppe, die sich im Zuge des Ersten Weltkriegs aufgrund der damaligen kircheninternen Streitfrage des Kriegsdienstes abgespalten hatte.

Der Blogbeitrag ist hier zu lesen: www.thh-friedensau.de/blogartikel/neue-forschungsergebnisse-zu-adventistischen-maertyrern/

Friedensau

Der Ort Friedensau, der 1899 gegründet wurde, feierte 2024 sein 125-jähriges Bestehen. Hier befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, eine staatlich anerkannte Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. In den Fachbereichen Christliches Sozialwesen und Theologie können zehn B.A.- und Masterstudiengänge – zum Teil berufs­begleitend, online oder in Teilzeit – belegt werden. Informationen: www.thh-friedensau.de.

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