13. März 2010 19:15APDMünchen
"Wir müssen in Nigeria nach Lösungen suchen"
München, 13.03.2010/APD Nach den Unruhen zwischen Christen und Muslimen, bei denen am vergangenen Sonntag (7. März) im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau mehrere hundert Menschen getötet wurden, ruft der Erzbischof der betroffenen Diözese Jos, Ignatius Kaigama, zum Gebet für die Menschen in Nigeria auf. Wie er in einem Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" mitteilte, wird es am 19. März einen großen Gedenkgottesdienst geben.
Erzbischof Kaigama beschriebt die Übergriffe auf die christlichen Dörfer als "sehr tragisch" und bedauert vor allem die hohe Zahl der getöteten Frauen und Kinder. Die Angreifer hätten selbst gegenüber den Kleinen kein Mitleid gezeigt, klagte er. Bei den Überfällen hätten sie Gewehre, Messer und Macheten benutzt und viele Bewohner getötet oder verletzt zurückgelassen.
Gegen zwei Uhr in der Nacht habe eine Gruppe von Unbekannten einige mehrheitlich christliche Dörfer umstellt und anschließend angegriffen, berichtete der Erzbischof. Nachdem sie in der Gemeinde Dogo Nahawa die Menschen verwundet und getötet hätten, seien sie zum Angriff auf drei weitere umliegende Ortschaften gezogen. Dabei wären zwischen 100 und 150 Personen getötet worden. Andere offizielle Quellen sprechen sogar von mindestens 400 Toten.
Vermutlich, so Erzbischof Kaigama, stammten die Angreifer aus einem benachbarten Bundesstaat. Dabei hätten sie Kontrollstellen umgangen, denn seit Januar gebe es für die Gegend rund um die Stadt Jos eine vom Militär kontrollierte Ausgangssperre. Zu Jahresanfang kam es in der gleichen Region bereits zu Gewalt zwischen Muslimen und Christen, bei denen über 200 Menschen getötet wurden.
In der Zwischenzeit gebe es wegen der Spannungen in der Region ein vom Präsidenten eingesetztes Friedenskomitee, berichtete der Erzbischof. Es habe sich bereits einen Tag nach den jüngsten Ausschreitungen am vergangenen Montag getroffen. Erzbischof Kaigama betonte, dass dieses Treffen kurz nach den Angriffen zeige, dass der Rat es ernst meine und über die Ereignisse bestürzt sei. Vorsitzender des Komitees ist Solomon Lar, oberster Gouverneur des Bundsstaates Plateau. Die weiteren 26 Mitglieder des Rates sind ehemalige Gouverneure und Generäle sowie religiöse Führer und Repräsentanten einiger Stämme der Region.
"Wir müssen nach Lösungen suchen. Es ist zu einfach, wenn man sagt, dass es ein religiöser Krieg sei, bei dem Christen und Muslime kämpfen", hob der Erzbischof im Gespräch mit "Kirche in Not" hervor. "Vielmehr müssen wir tiefer blicken: wir können nicht sagen, dass es nur ein religiöser Konflikt ist. Wir brauchen eine politische und soziale Lösung." Berichten zufolge seien die Tötungen am Sonntagmorgen eine Vergeltung wegen Streitigkeiten um Weideland und des Verlusts von Vieh zu Jahresbeginn.
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Der Text kann kostenlos genutzt werden. Veröffentlichung nur mit Quellenangabe "APD" gestattet!
München, 13.03.2010/APD Nach den Unruhen zwischen Christen und Muslimen, bei denen am vergangenen Sonntag (7. März) im zentralnigerianischen Bundesstaat Plateau mehrere hundert Menschen getötet wurden, ruft der Erzbischof der betroffenen Diözese Jos, Ignatius Kaigama, zum Gebet für die Menschen in Nigeria auf. Wie er in einem Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" mitteilte, wird es am 19. März einen großen Gedenkgottesdienst geben.
Erzbischof Kaigama beschriebt die Übergriffe auf die christlichen Dörfer als "sehr tragisch" und bedauert vor allem die hohe Zahl der getöteten Frauen und Kinder. Die Angreifer hätten selbst gegenüber den Kleinen kein Mitleid gezeigt, klagte er. Bei den Überfällen hätten sie Gewehre, Messer und Macheten benutzt und viele Bewohner getötet oder verletzt zurückgelassen.
Gegen zwei Uhr in der Nacht habe eine Gruppe von Unbekannten einige mehrheitlich christliche Dörfer umstellt und anschließend angegriffen, berichtete der Erzbischof. Nachdem sie in der Gemeinde Dogo Nahawa die Menschen verwundet und getötet hätten, seien sie zum Angriff auf drei weitere umliegende Ortschaften gezogen. Dabei wären zwischen 100 und 150 Personen getötet worden. Andere offizielle Quellen sprechen sogar von mindestens 400 Toten.
Vermutlich, so Erzbischof Kaigama, stammten die Angreifer aus einem benachbarten Bundesstaat. Dabei hätten sie Kontrollstellen umgangen, denn seit Januar gebe es für die Gegend rund um die Stadt Jos eine vom Militär kontrollierte Ausgangssperre. Zu Jahresanfang kam es in der gleichen Region bereits zu Gewalt zwischen Muslimen und Christen, bei denen über 200 Menschen getötet wurden.
In der Zwischenzeit gebe es wegen der Spannungen in der Region ein vom Präsidenten eingesetztes Friedenskomitee, berichtete der Erzbischof. Es habe sich bereits einen Tag nach den jüngsten Ausschreitungen am vergangenen Montag getroffen. Erzbischof Kaigama betonte, dass dieses Treffen kurz nach den Angriffen zeige, dass der Rat es ernst meine und über die Ereignisse bestürzt sei. Vorsitzender des Komitees ist Solomon Lar, oberster Gouverneur des Bundsstaates Plateau. Die weiteren 26 Mitglieder des Rates sind ehemalige Gouverneure und Generäle sowie religiöse Führer und Repräsentanten einiger Stämme der Region.
"Wir müssen nach Lösungen suchen. Es ist zu einfach, wenn man sagt, dass es ein religiöser Krieg sei, bei dem Christen und Muslime kämpfen", hob der Erzbischof im Gespräch mit "Kirche in Not" hervor. "Vielmehr müssen wir tiefer blicken: wir können nicht sagen, dass es nur ein religiöser Konflikt ist. Wir brauchen eine politische und soziale Lösung." Berichten zufolge seien die Tötungen am Sonntagmorgen eine Vergeltung wegen Streitigkeiten um Weideland und des Verlusts von Vieh zu Jahresbeginn.
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