Andacht 25. Februar 2025
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Bibel
Glauben

24. Feb. 2025 23:01Nicole Spöhr

Andacht 25. Februar 2025

Gedanken zum Thema: Vollkommenheit

Mich würde brennend interessieren, was wohl Tonfall, Erscheinung und Körperhaltung über die Motivation des reichen Jünglings verraten haben. Der Eifer, der aus der Frage spricht, weckt jedenfalls Skepsis in mir. Da hat jemand auf der Liste guter Taten so ziemlich alles abgehakt und scheint trotzdem noch nicht angekommen zu sein. Fehlt ihm die Absolution einer Autoritätsperson? Doch statt eines „Geh hin in Frieden“ spricht Jesus mitten hinein in dieses Spannungsfeld von tun und sein, das sich hier öffnet.

In puncto Vollkommenheit stehen sich in unserer Gesellschaft Selbstoptimierungswahn auf der einen und Laissez-faire-Ignoranz à la „Jeder ist perfekt“ auf der anderen Seite gegenüber. Und genau diese oberflächliche Aktionismus-Ebene des Tuns legt der reiche Jüngling an den Tag. Ich hab alles gemacht, was ins Schema gehört, reicht das immer noch nicht?

Ich muss an das Lied „Wie ich“ der Band Kraftklub denken, das diese Debatte auf eine höhere Ebene bringt, nämlich in die Tiefe. „Und die Leute sagen ‚Bleib, wie du bist.‘ Aber nein, tut mir leid, vielleicht reicht mir das nicht. Vielleicht find’ ich das, wie ich bin, gar nicht mal so gut.“ – Hier geht es nicht um das Tun, sondern um das Sein, darum, sich innerlich verändern zu lassen. Bin ich bereit, meine Sichtweise nicht als das Nonplusultra zu verstehen, sondern als Chance, meinen Horizont zu erweitern und zu wachsen? Der reiche Jüngling war es nicht, denn das „folge mir nach“ (Mt 19,21) von Jesus – die persönliche Veränderung – verhallt ungehört. Schon die Aufforderung, Besitz zu verkaufen – eine äußere Pflichterfüllung –, ließ den jungen Mann den Rückwärtsgang eingelegen. Das Beziehungsangebot wird gar nicht wahrgenommen.

Doch diese Beziehungsebene, insbesondere mit Jesus, aber auch mit anderen Menschen ist es, die mich wachsen lässt. Auf dieser Vertrauensbasis kann ich Veränderung gelassen zulassen.

Zum Bibelvers: Matthäus 19,16-17 und 20-22

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