9. Juni 2020 11:59APDBremen
Studie: Corona mit geringem Einfluss auf deutsche Adventisten
An der repräsentativen Online-Umfrage nahmen Ende April und Anfang Mai 1.036 der rund 35.000 Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland teil. 45 Prozent der Studienteilnehmer waren männlich, 55 Prozent weiblich. Der Altersgruppe unter 40 Jahren gehörten 22 Prozent an, 43 Prozent waren im Alter zwischen 40 und 60 Jahren und 35 Prozent über 60 Jahre alt. In ihrer Geschlechter- und Altersverteilung repräsentiert die Studie die Gesamtheit aller Mitglieder der Freikirche in Deutschland. 1,1 Prozent der Teilnehmenden gab an, an Corona erkrankt gewesen zu sein.
Die Corona-Pandemie sei für alle Befragten unerwartet passiert, auch in ihrer Tragweite. Dass das Leben in den örtlichen Kirchengemeinden in der gewohnten Vielfalt innerhalb kürzester Zeit völlig stillsteht, habe so niemand erwartet. Obwohl durch die biblisch-adventistische Glaubensüberzeugung der baldigen Wiederkunft Jesu eine plötzliche und dramatische Naturkatastrophe, etwa in der Endzeitrede von Christus (Matthäus 24 und Lukas 21), durchaus hätte erwartet werden können. In der Krise fühlten sich über die Hälfte der Studienteilnehmer voller Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu, ein Viertel konnte dem jedoch nicht oder kaum zustimmen. Diese Hoffnung wäre besonders bei den Älteren (über 60 Jahre) zu finden, signifikant geringer bei den Jüngeren (unter 40 Jahre).
Drei Erlebnismuster
Die Studie lege nahe, unter den Adventisten von drei Erlebensmustern seelischen, geistlichen und sozialen Wohlbefindens sowie digital-medialen Erlebens- und Verhaltens auszugehen. Adventisten des Erlebensmusters 1 (36 Prozent) berichten von einem mittleren seelischen, geistlichen und sozialen Wohlbefinden. Personen in Erlebensmuster 2 (47 Prozent) beschreiben sich als überdurchschnittlich stark in ihrem spirituellen, seelischen und sozialen Wohlbefinden. Sie profitieren am stärksten von den medial-digitalen Angeboten. 17 Prozent der Studienteilnehmer gehörten zu einer Risikogruppe (Erlebensmuster 3). Sie zeigen einen hohen psychischen Belastungswert, niedrige spirituelle Ressourcen und ein brüchiges soziales Netzwerk. Das lasse vermuten, dass die Grundlagen für die kritischen Werte des ganzheitlichen Wohlbefindens im Erlebensmuster 3 bereits vor der Krise gelegt worden seien. Da gerade die real-persönlich erlebte Liebe, Wertschätzung und stabilisierende Begleitung durch die Ortsgemeinde wegen der Krise entfallen ist, könnte die Krise Personen in Erlebnismuster 3 besonders hart getroffen haben.
Geistliches und soziales Wohlbefinden
Geistlich fühlten sich Dreiviertel der Adventisten in der Krise mit ihren Herausforderungen, Sorgen und Ängsten bei Gott geborgen und spürten Gottes Nähe. Die Hälfte der Studienteilnehmer fühlte sich geistlich lebendig und hatte den Eindruck, ihre Gebete werden erhört. Je älter die Studienteilnehmer waren, desto höher war ihr geistliches Wohlbefinden. Über 70 Prozent der Adventisten hatten meistens oder die ganze Zeit jemanden, mit dem sie Freude und Leid teilen konnten, oder hatten auch in der Corona-Krise „erlaubten“ Kontakt zu vertrauten Menschen, bei denen sie sich ohne Einschränkung wohl fühlten.
Wenn vor der Pandemie 85 Prozent der Adventisten regelmäßig am wöchentlichen Gottesdienst teilgenommen haben, dann seien die digital–medial kompetenten Gemeindemitglieder auch in der Krise erreicht worden. Der Nutzen wurde bei Aktivitäten der Ortsgemeinde aber auch über den adventistischen Fernsehsender Hope TV am stärksten eingeschätzt (starker Nutzen mehr als 70 Prozent). Der Gewinn nimmt bei medialen Stadt-/Bezirksgottesdiensten (62 Prozent starker Nutzen) und Angeboten der regionalen adventistischen Kirchenleitungen (Vereinigungen) mit 46 Prozent ab.
Satellitenübertragungen bereits seit den 1990er Jahren
Die Nutzung digitaler Bildschirmmedien sei für die adventistischen Ortsgemeinden bereits seit Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts durch Satellitenübertragungen eingeübt worden. Jahresgottesdienste der Freikirche werden seit Anfang des 21. Jahrhunderts regelmäßig live über Hope TV in die Gemeinden übertragen. Regelmäßige Video-Konferenzen wären seit vielen Jahren im Führungsalltag der Freikirche verankert. Das habe sich in der Corona-Krise als ein Resilienzfaktor auf allen Ebenen erwiesen. Wie stark das digital-mediale Nutzungsverhalten im Leben der Adventisten verankert ist, zeige sich auch daran, dass Altersgruppen und Geschlechtsidentität keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Nutzung digitaler Medien hätten.
Für die empfundene Stärkung durch mediale Angebote gab es insbesondere bei den Altersgruppen signifikante Unterschiede: Gerade die Älteren fühlten sich sowohl durch mediale Predigten, Andachten und Gottesdienste von ihren Ortspastoren, als auch durch Angebote aus ihrer Region, Bezirk oder Stadt und über Hope TV gestärkt. Von den medialen Angeboten der Adventjugend fühlte sich insbesondere die Zielgruppe der Jüngeren gestärkt. Persönlichen Kontakt zum Ortspastor oder zu Gemeindemitgliedern über digitale Medien, wie Zoom oder Skype, hatten 61 Prozent häufig bis regelmäßig.
Digitale Medien nur ein Zusatzangebot
Der stärkende Einfluss digital-medialer Aktivitäten auf das seelische, geistliche und soziale Wohlbefinden der Adventisten habe nachgewiesen werden können. Gewichtiger als diese Faktoren sei der gegenseitige Einfluss, den das persönliche, seelische, geistliche und soziale Wohlsein aufeinander hätten. Das bedeute, die „Wohlsein“-Ressourcen überlagern den medialen Einfluss, sodass die digitalen Medien an vorhandene seelische, geistliche und soziale Ressourcen andocken können. Die Wirkung der medialen Unterstützung sei nur ein Zusatzangebot. Adventisten, die im persönlichen Alltag die frohmachende und beruhigende Gegenwart Gottes intensiver und öfter spürten, wären scheinbar „krisenfester“.
Wer auf ein persönliches soziales Netzwerk zurückgreifen könne, sei auch in der Krise geschützter. Die digitalen Medien könnten in der Krise praktische Impulse geben, die das persönliche geistliche, seelische und soziale Leben lebendig hielten. Die digitale Kommunikation sei durch die Krise noch stärker in die Wirklichkeit der Ortsgemeinde und der Freikirche eingezogen, sie schaffe eine gewisse Form von Verbindung zur „Gemeinschaft auf Distanz“. Austausch und Kontakt sind visuell und akustisch möglich, aber eben nicht sensorisch. Ermutigung und Inspiration wären trotzdem bei vielen möglich, aber nicht bei allen. Auch diese müssten aufgefangen und „mitgenommen“ werden. Die Studie zeige dennoch, dass Adventisten auf einer guten Grundlage aufbauen könnten, um auch in Zukunft Krisen agil und resilient begegnen zu können.
Die Auswertung der Studie „Wie geht es Adventisten in Zeiten der Corona-Krise?“ kann als PDF-Datei heruntergeladen werden: https://www.kraftvoll-leben.info/wp-content/uploads/2020/06/STA-Corona-Bericht.pdf
An der repräsentativen Online-Umfrage nahmen Ende April und Anfang Mai 1.036 der rund 35.000 Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland teil. 45 Prozent der Studienteilnehmer waren männlich, 55 Prozent weiblich. Der Altersgruppe unter 40 Jahren gehörten 22 Prozent an, 43 Prozent waren im Alter zwischen 40 und 60 Jahren und 35 Prozent über 60 Jahre alt. In ihrer Geschlechter- und Altersverteilung repräsentiert die Studie die Gesamtheit aller Mitglieder der Freikirche in Deutschland. 1,1 Prozent der Teilnehmenden gab an, an Corona erkrankt gewesen zu sein.
Die Corona-Pandemie sei für alle Befragten unerwartet passiert, auch in ihrer Tragweite. Dass das Leben in den örtlichen Kirchengemeinden in der gewohnten Vielfalt innerhalb kürzester Zeit völlig stillsteht, habe so niemand erwartet. Obwohl durch die biblisch-adventistische Glaubensüberzeugung der baldigen Wiederkunft Jesu eine plötzliche und dramatische Naturkatastrophe, etwa in der Endzeitrede von Christus (Matthäus 24 und Lukas 21), durchaus hätte erwartet werden können. In der Krise fühlten sich über die Hälfte der Studienteilnehmer voller Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu, ein Viertel konnte dem jedoch nicht oder kaum zustimmen. Diese Hoffnung wäre besonders bei den Älteren (über 60 Jahre) zu finden, signifikant geringer bei den Jüngeren (unter 40 Jahre).
Drei Erlebnismuster
Die Studie lege nahe, unter den Adventisten von drei Erlebensmustern seelischen, geistlichen und sozialen Wohlbefindens sowie digital-medialen Erlebens- und Verhaltens auszugehen. Adventisten des Erlebensmusters 1 (36 Prozent) berichten von einem mittleren seelischen, geistlichen und sozialen Wohlbefinden. Personen in Erlebensmuster 2 (47 Prozent) beschreiben sich als überdurchschnittlich stark in ihrem spirituellen, seelischen und sozialen Wohlbefinden. Sie profitieren am stärksten von den medial-digitalen Angeboten. 17 Prozent der Studienteilnehmer gehörten zu einer Risikogruppe (Erlebensmuster 3). Sie zeigen einen hohen psychischen Belastungswert, niedrige spirituelle Ressourcen und ein brüchiges soziales Netzwerk. Das lasse vermuten, dass die Grundlagen für die kritischen Werte des ganzheitlichen Wohlbefindens im Erlebensmuster 3 bereits vor der Krise gelegt worden seien. Da gerade die real-persönlich erlebte Liebe, Wertschätzung und stabilisierende Begleitung durch die Ortsgemeinde wegen der Krise entfallen ist, könnte die Krise Personen in Erlebnismuster 3 besonders hart getroffen haben.
Geistliches und soziales Wohlbefinden
Geistlich fühlten sich Dreiviertel der Adventisten in der Krise mit ihren Herausforderungen, Sorgen und Ängsten bei Gott geborgen und spürten Gottes Nähe. Die Hälfte der Studienteilnehmer fühlte sich geistlich lebendig und hatte den Eindruck, ihre Gebete werden erhört. Je älter die Studienteilnehmer waren, desto höher war ihr geistliches Wohlbefinden. Über 70 Prozent der Adventisten hatten meistens oder die ganze Zeit jemanden, mit dem sie Freude und Leid teilen konnten, oder hatten auch in der Corona-Krise „erlaubten“ Kontakt zu vertrauten Menschen, bei denen sie sich ohne Einschränkung wohl fühlten.
Wenn vor der Pandemie 85 Prozent der Adventisten regelmäßig am wöchentlichen Gottesdienst teilgenommen haben, dann seien die digital–medial kompetenten Gemeindemitglieder auch in der Krise erreicht worden. Der Nutzen wurde bei Aktivitäten der Ortsgemeinde aber auch über den adventistischen Fernsehsender Hope TV am stärksten eingeschätzt (starker Nutzen mehr als 70 Prozent). Der Gewinn nimmt bei medialen Stadt-/Bezirksgottesdiensten (62 Prozent starker Nutzen) und Angeboten der regionalen adventistischen Kirchenleitungen (Vereinigungen) mit 46 Prozent ab.
Satellitenübertragungen bereits seit den 1990er Jahren
Die Nutzung digitaler Bildschirmmedien sei für die adventistischen Ortsgemeinden bereits seit Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts durch Satellitenübertragungen eingeübt worden. Jahresgottesdienste der Freikirche werden seit Anfang des 21. Jahrhunderts regelmäßig live über Hope TV in die Gemeinden übertragen. Regelmäßige Video-Konferenzen wären seit vielen Jahren im Führungsalltag der Freikirche verankert. Das habe sich in der Corona-Krise als ein Resilienzfaktor auf allen Ebenen erwiesen. Wie stark das digital-mediale Nutzungsverhalten im Leben der Adventisten verankert ist, zeige sich auch daran, dass Altersgruppen und Geschlechtsidentität keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Nutzung digitaler Medien hätten.
Für die empfundene Stärkung durch mediale Angebote gab es insbesondere bei den Altersgruppen signifikante Unterschiede: Gerade die Älteren fühlten sich sowohl durch mediale Predigten, Andachten und Gottesdienste von ihren Ortspastoren, als auch durch Angebote aus ihrer Region, Bezirk oder Stadt und über Hope TV gestärkt. Von den medialen Angeboten der Adventjugend fühlte sich insbesondere die Zielgruppe der Jüngeren gestärkt. Persönlichen Kontakt zum Ortspastor oder zu Gemeindemitgliedern über digitale Medien, wie Zoom oder Skype, hatten 61 Prozent häufig bis regelmäßig.
Digitale Medien nur ein Zusatzangebot
Der stärkende Einfluss digital-medialer Aktivitäten auf das seelische, geistliche und soziale Wohlbefinden der Adventisten habe nachgewiesen werden können. Gewichtiger als diese Faktoren sei der gegenseitige Einfluss, den das persönliche, seelische, geistliche und soziale Wohlsein aufeinander hätten. Das bedeute, die „Wohlsein“-Ressourcen überlagern den medialen Einfluss, sodass die digitalen Medien an vorhandene seelische, geistliche und soziale Ressourcen andocken können. Die Wirkung der medialen Unterstützung sei nur ein Zusatzangebot. Adventisten, die im persönlichen Alltag die frohmachende und beruhigende Gegenwart Gottes intensiver und öfter spürten, wären scheinbar „krisenfester“.
Wer auf ein persönliches soziales Netzwerk zurückgreifen könne, sei auch in der Krise geschützter. Die digitalen Medien könnten in der Krise praktische Impulse geben, die das persönliche geistliche, seelische und soziale Leben lebendig hielten. Die digitale Kommunikation sei durch die Krise noch stärker in die Wirklichkeit der Ortsgemeinde und der Freikirche eingezogen, sie schaffe eine gewisse Form von Verbindung zur „Gemeinschaft auf Distanz“. Austausch und Kontakt sind visuell und akustisch möglich, aber eben nicht sensorisch. Ermutigung und Inspiration wären trotzdem bei vielen möglich, aber nicht bei allen. Auch diese müssten aufgefangen und „mitgenommen“ werden. Die Studie zeige dennoch, dass Adventisten auf einer guten Grundlage aufbauen könnten, um auch in Zukunft Krisen agil und resilient begegnen zu können.
Die Auswertung der Studie „Wie geht es Adventisten in Zeiten der Corona-Krise?“ kann als PDF-Datei heruntergeladen werden: https://www.kraftvoll-leben.info/wp-content/uploads/2020/06/STA-Corona-Bericht.pdf