Andacht 17.10.2024
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Bibel
Glauben

16. Okt. 2024 22:01Sylvia Renz

Andacht 17.10.2024

Gedanken zum Thema: Wahrnehmung

Judas, der „Gepriesene“, ein selbstbewusster Mann aus Juda: Dass Jesus ihn in seinen Schülerkreis aufnimmt, findet er angemessen, denn er hat ihm doch allerhand zu bieten – meint er zumindest. Er zählt sich zum inneren Kreis im Leitungsteam der zwölf. Als Jesus ihm die Kasse anvertraut, sieht er sich schon als Finanzminister im künftigen Gottesreich. Deshalb bedient er sich auch ab und zu aus dem Beutel, das steht ihm doch zu, oder? Soll er bei seinen Talenten etwa ehrenamtlich für den Lehrer schuften wie die anderen Mitschüler? Nein, er ist aus einem anderen Holz geschnitzt! Deshalb nimmt er auch nicht so naiv alles hin, was Jesus sagt und tut. Man wird doch noch hinterfragen dürfen! Vielleicht kann Jesus durch seine konstruktive Kritik davor bewahrt werden, grobe Schnitzer zu machen? Immerhin hat sich Judas dem künftigen König zum Dienst verpflichtet und er fühlt sich verantwortlich!

Ich habe mich oft gefragt, was den Gepriesenen so verändert hat. Welches tödliche Virus hat Judas’ ursprüngliche „Anhänglichkeit“ an Jesus so stark mutieren lassen? Lag die Wurzel etwa in der Habgier? Am Ende allerdings wollte er nicht einmal die 30 Silberdenare behalten, deren Glanz ihn vorher so gelockt hatte. Oder führte sein Stolz, gepaart mit übergroßer Verantwortlichkeit, zur Kritiksucht? Sodass seine Bewunderung für Jesus und sein Vertrauen dahinschmolzen? Was machte den Gepriesenen zum Getriebenen, der aus der Gemeinschaft der Jesusfamilie floh und zu den Feinden überlief? Was hat sein Herz derart verhärtet?

Könnte so etwas auch – Gott bewahre! – mir passieren? Durch Habgier, Neid, Kritiksucht, das Gefühl, alles besser zu wissen als die anderen? Beginnt damit die Abwärtsspirale? Judas hat schließlich seine Schuld öffentlich bekannt und seinen Verrat bereut. Warum konnte ihn das nicht retten? Mit Verrätern und Mördern kann Gott umgehen, aber nicht mit solchen, die seiner Gnade misstrauen. Die machen sich selbst so fertig, dass sie am Ende ganz allein dastehen.

Zum Bibelvers: Matthäus 27,3–4

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