
17. Feb. 2025 23:01Elí Diez-Prida
Andacht 18. Februar 2025
Gedanken zum Thema: Erfülltsein
Beim letzten Besuch des Lutherhauses in Wittenberg fiel mein Blick auf den bekannten Spruch: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Das sollen die letzten Worte gewesen sein, die der Reformator einen Tag vor seinem Tod am 18. Februar 1546 auf seinem Sterbebett niedergeschrieben hat.
Stehen Luthers Worte nicht im Widerspruch zum heutigen Bibeltext aus dem Römerbrief und zu anderen Aussagen des Neuen Testaments? Wie können wir Bettler sein, wenn unser Vater im Himmel überreich und verschwenderisch ist? Sind wir etwa ein Leben lang Bettler und werden erst reich beschenkt, wenn wir eines Tages das versprochene Erbe antreten?
Am besten lässt sich dieser scheinbare Widerspruch dadurch auflösen, dass wir als Kinder Gottes in einem Zwischenzustand leben, zwischen „schon jetzt“ und „noch nicht“. Wir sind jetzt schon erlöst, aber noch nicht am Ziel unserer Reise. Wir sind Gerechtfertigte, aber auch noch Sünder. „Wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden“ (1 Joh 3,2; Herv. d. Verf.), wenn wir Jesus sehen, wie er wirklich ist.
Wir sind schon hier reich beschenkt, vor allem mit Werten, die man nicht mit Geld bezahlen kann: mit innerem Frieden; mit Zielen, für die es sich zu arbeiten und sogar zu sterben lohnt; mit der Motivation und der Fähigkeit, unsympathische Menschen, ja sogar Feinde zu lieben; mit Erkenntnissen aus der Heiligen Schrift, die uns helfen, das einzuordnen, was um uns herum geschieht … Das alles und noch viel mehr bekommt, wer zu Gott wie ein Bettler kommt und bekennt: „Nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!“ (ghs 444).
Folgende Worte von Thomas Domanyi haben mich diesbezüglich sehr angesprochen: „So stehen wir mit leeren Händen vor dem Nichts – oder vielleicht am Beginn der Bescheidenheit. Das aber könnte auch der Anfang eines neuen Lebens sein. Denn leere Hände sind Hände, die sich füllen lassen. So ist der sich seiner Armut, seiner Abhängigkeit Bewusste ein offenes Gefäß für Gottes Geist, das heißt für ein bleibendes Erfülltsein“ (Jesus unter uns, Advent-Verlag Schweiz, S. 12).
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Erfülltsein
Beim letzten Besuch des Lutherhauses in Wittenberg fiel mein Blick auf den bekannten Spruch: „Wir sind Bettler, das ist wahr.“ Das sollen die letzten Worte gewesen sein, die der Reformator einen Tag vor seinem Tod am 18. Februar 1546 auf seinem Sterbebett niedergeschrieben hat.
Stehen Luthers Worte nicht im Widerspruch zum heutigen Bibeltext aus dem Römerbrief und zu anderen Aussagen des Neuen Testaments? Wie können wir Bettler sein, wenn unser Vater im Himmel überreich und verschwenderisch ist? Sind wir etwa ein Leben lang Bettler und werden erst reich beschenkt, wenn wir eines Tages das versprochene Erbe antreten?
Am besten lässt sich dieser scheinbare Widerspruch dadurch auflösen, dass wir als Kinder Gottes in einem Zwischenzustand leben, zwischen „schon jetzt“ und „noch nicht“. Wir sind jetzt schon erlöst, aber noch nicht am Ziel unserer Reise. Wir sind Gerechtfertigte, aber auch noch Sünder. „Wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden“ (1 Joh 3,2; Herv. d. Verf.), wenn wir Jesus sehen, wie er wirklich ist.
Wir sind schon hier reich beschenkt, vor allem mit Werten, die man nicht mit Geld bezahlen kann: mit innerem Frieden; mit Zielen, für die es sich zu arbeiten und sogar zu sterben lohnt; mit der Motivation und der Fähigkeit, unsympathische Menschen, ja sogar Feinde zu lieben; mit Erkenntnissen aus der Heiligen Schrift, die uns helfen, das einzuordnen, was um uns herum geschieht … Das alles und noch viel mehr bekommt, wer zu Gott wie ein Bettler kommt und bekennt: „Nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!“ (ghs 444).
Folgende Worte von Thomas Domanyi haben mich diesbezüglich sehr angesprochen: „So stehen wir mit leeren Händen vor dem Nichts – oder vielleicht am Beginn der Bescheidenheit. Das aber könnte auch der Anfang eines neuen Lebens sein. Denn leere Hände sind Hände, die sich füllen lassen. So ist der sich seiner Armut, seiner Abhängigkeit Bewusste ein offenes Gefäß für Gottes Geist, das heißt für ein bleibendes Erfülltsein“ (Jesus unter uns, Advent-Verlag Schweiz, S. 12).
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)