Andacht 03.05.2023
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Bibel
Glauben

May 2, 2023, 10:01 PMFriedhelm Klingeberg

Andacht 03.05.2023

Gedanken zum Thema: Opfer

Maximilian Kolbe hatte niemals vor, ein Heiliger zu werden. Er war nur ein einfacher Franziskanerpater, einer von so vielen, die wussten, dass sie Folter und Misshandlungen im KZ Auschwitz nicht überleben würden. Deshalb war auch der Strafappell an jenem Tag im Sommer 1941 für ihn nichts Ungewöhnliches. Einem Mithäftling war die Flucht gelungen, und nun sollten zehn andere dafür sterben. Die brutale Zählung endete bei Franzciszek Gajowniczek. Als der junge Familienvater angesichts des sicheren Todes vor Verzweiflung aufschrie, traf Maximilian Kolbe jene Entscheidung, die ihn bis heute weit über seine Kirche hinaus zum Helden und Glaubensvorbild werden ließ. Er sprach den verantwortlichen SS-Mann an, bat darum, den Platz von Franzciszek Gajowniczek einnehmen zu dürfen, und ging für seinen Mithäftling in den Hungerbunker, wo er zwei Wochen später ermordet wurde. Gajowniczek überlebte Auschwitz. Niemals hat er den Mann vergessen, der an seiner Stelle dort gestoben ist.

Ich bin mir dessen bewusst, dass sich das einmalige Opfer des Erlösers der Welt mit nichts auf der Welt vergleichen lässt. Maximilian Kolbe war kein zweiter Christus, aber sein stellvertretender Tod hilft mir, wenigstens einen winzigen Bruchteil der Größe des Opfers Jesu zu erahnen, soweit das überhaupt möglich ist. Maximilian Kolbe opferte sein Leben für einen Mithäftling, der ebenso unschuldig, aber nach menschlichem Ermessen ebenso dem Tode geweiht war wie er selbst. Christus opferte sein Leben für Menschen, die den Sinn dieses Opfers weder verstanden, noch daran interessiert waren. Er hätte in der Tat jedes Recht gehabt, vom Kreuz herabzusteigen und vorzeitig in die himmlische Herrlichkeit zurückzukehren. Aber bis zum letzten Atemzug ließ er sich nicht davon abbringen, den faszinierenden Plan zur Rettung seiner Menschenkinder durchzuziehen. Deutlicher konnte er seine Liebe zu uns nicht unter Beweis stellen. Er hätte es sogar getan, wenn nur du und ich das nötig gehabt hätten. Begreifen werden wir das niemals. Wir können nur staunen – und eine ganze Ewigkeit für dieses Opfer danken.

Zum Bibelvers: Jesaja 53,4–5

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