3. Jan. 2024 23:01Dennis Meier
Andacht 04.01.2024
Gedanken zum Thema: Anfang
So klingt der erste Vers der Bibel, wenn man mich bitten würde, ihn so wörtlich wie möglich aus dem Hebräischen zu übersetzen. Die Worte sind dicht und dichterisch und würden unterschiedliche Ergebnisse erzielen, je nachdem, wen man fragt und in welcher Sprache und Kultur man sich gerade bewegt. Hier liegt ein Parallelismus vor. Zweimal ist von Gott und von dem Angesicht der Erde (oder Wasser) die Rede. Bei Luther ist im ersten von Gott und im zweiten vom Geist die Rede. Was verloren geht, ist, dass Gott sich hier vorstellt als männlich und weiblich, denn ruach (das Wort für Atem oder Geist) ist in unserer Sprache männlich, im Hebräischen aber weiblich. Später im Kapitel erfahren wir, dass er den Menschen nach seinem Bilde schafft, männlich und weiblich (V. 27). Daher mein unbeholfener Rückgriff auf die (Gottes-)Atmung als weibliche Form.
Genau das werden die Hörerinnen und Hörer damals immer wieder als Erstes vernommen haben: Er schuf – sie schwebte. Beide Male ist Gott gemeint. Wenn „der Geist“ eigentlich „die Gottesatmung“ ist, dann ist die Bibel viel inklusiver, als wir sie kennen. Anstatt: „Da erfüllte der Geist des HERRN den Gideon“, läsen wir wörtlich: „Und die Gottesatmung kleidete den Gideon“ (wie ein Gewand, Ri 6,34). Und Hiob riefe aus: „Sie hat mich gemacht“ (Hiob 33,4).
Der Bibel ist es von Anfang an wichtig, dass alle sich angesprochen, mitgenommen und gemeint fühlen. Menschen sind ungeachtet ihrer DNA nach dem Bilde Gottes geschaffen. Später werden sowohl Adam als auch Eva die Aufträge gemeinsam entgegennehmen (fruchtbar sein, Tiere benennen etc.). Es werden keine Rollen verteilt, sondern ein Team berufen. Und obwohl der Kahn schon früh aus dem Ruder läuft, hält Gott daran fest, nicht nur für, sondern mit Menschen zu arbeiten, männlich und weiblich. Bis heute.
Die Aussage der beiden Verse aber bleibt bestehen. Über dem Tohuwabohu – entweder meines Lebens, in den Gemeinden oder mit dieser Mann-Frau-Kiste – schwingt die Gottesatmung, durchweht unseren Alltag und will Neues erschaffen. Auch über diesem neuen Tag ist Gott, schaffend und schwingend. Sie kann was draus machen. Da können wir ihm vertrauen.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Anfang
So klingt der erste Vers der Bibel, wenn man mich bitten würde, ihn so wörtlich wie möglich aus dem Hebräischen zu übersetzen. Die Worte sind dicht und dichterisch und würden unterschiedliche Ergebnisse erzielen, je nachdem, wen man fragt und in welcher Sprache und Kultur man sich gerade bewegt. Hier liegt ein Parallelismus vor. Zweimal ist von Gott und von dem Angesicht der Erde (oder Wasser) die Rede. Bei Luther ist im ersten von Gott und im zweiten vom Geist die Rede. Was verloren geht, ist, dass Gott sich hier vorstellt als männlich und weiblich, denn ruach (das Wort für Atem oder Geist) ist in unserer Sprache männlich, im Hebräischen aber weiblich. Später im Kapitel erfahren wir, dass er den Menschen nach seinem Bilde schafft, männlich und weiblich (V. 27). Daher mein unbeholfener Rückgriff auf die (Gottes-)Atmung als weibliche Form.
Genau das werden die Hörerinnen und Hörer damals immer wieder als Erstes vernommen haben: Er schuf – sie schwebte. Beide Male ist Gott gemeint. Wenn „der Geist“ eigentlich „die Gottesatmung“ ist, dann ist die Bibel viel inklusiver, als wir sie kennen. Anstatt: „Da erfüllte der Geist des HERRN den Gideon“, läsen wir wörtlich: „Und die Gottesatmung kleidete den Gideon“ (wie ein Gewand, Ri 6,34). Und Hiob riefe aus: „Sie hat mich gemacht“ (Hiob 33,4).
Der Bibel ist es von Anfang an wichtig, dass alle sich angesprochen, mitgenommen und gemeint fühlen. Menschen sind ungeachtet ihrer DNA nach dem Bilde Gottes geschaffen. Später werden sowohl Adam als auch Eva die Aufträge gemeinsam entgegennehmen (fruchtbar sein, Tiere benennen etc.). Es werden keine Rollen verteilt, sondern ein Team berufen. Und obwohl der Kahn schon früh aus dem Ruder läuft, hält Gott daran fest, nicht nur für, sondern mit Menschen zu arbeiten, männlich und weiblich. Bis heute.
Die Aussage der beiden Verse aber bleibt bestehen. Über dem Tohuwabohu – entweder meines Lebens, in den Gemeinden oder mit dieser Mann-Frau-Kiste – schwingt die Gottesatmung, durchweht unseren Alltag und will Neues erschaffen. Auch über diesem neuen Tag ist Gott, schaffend und schwingend. Sie kann was draus machen. Da können wir ihm vertrauen.
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