Andacht 04. August 2025
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Bibel
Glauben

3. Aug. 2025 22:01Werner Jelinek

Andacht 04. August 2025

Gedanken zum Thema: sehen

„Ich sehe was, was du nicht siehst.“ Sicher erinnern wir uns an dieses Spiel aus der Kindheit. Ein Junge war da einmal besonders pfiffig, als er die Farbe Schwarz wählte. Er meinte die Pupille, das Schwarze im Auge. Dieser Ausdruck ist durchaus doppeldeutig. Man kann dabei nicht nur an das denken, was im Auge, sondern auch, was vor Augen ist. Wenn das, wo man raussieht, schwarz aussieht, was Wunder, wenn man schwarzsieht.

Schwarzsehen bedeutet, pessimistisch in die Zukunft zu blicken. „Es ist heute leicht, Prophet zu sein“, sagte einmal der Kabarettist Dieter Hildebrandt, „denn es trifft alles ein, was man befürchtet.“ Hinter dieser schlitzohrigen Bemerkung steckt die fatale Sicht, ein Prophet könne nur ein Unheilsprophet sein.

Das sieht Johannes, der Seher von Patmos, aber völlig anders: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ Um zu beschreiben, was einmal sein wird, musste der Prophet ausdrücken, was in der neuen Welt Gottes fehlen wird: Es gibt dort kein Leid, keinen Schmerz, keinen Tod. Das ist der Gegenentwurf zu unserer Welt. Es ist, als spreche Johannes zu uns: „Ich sehe was, was du nicht siehst.“ Was er schildert, ist kaum zu glauben. Weil Gott unsere Zweifel kennt, folgt der direkte Schreibbefehl: „Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!“ (V. 5). Die Gewissheit liegt begründet in Christus, der sich mit folgenden Worten vorstellt: „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende“ (V. 6). Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Wenn der erste und der letzte Buchstabe eines Wortes stimmen, wird das Verworrene in der Mitte gedanklich geordnet. Was können wir hier lesen?

Churstis Agnänfer, esebno Vondeller!

Wir glauben, unsere Welt bekäme ihren geordneten Sinn von dem, der der Erste und der Letzte der Geschichte ist: Jesus Christus. Christus Anfänger, ebenso Vollender! Mit ihm halten wir durch in den Wirren unserer Zeit, wie der Dichter Fritz Reuter bezeugt: „Der Anfang, das Ende, o Herr, sie sind dein. Die Spanne dazwischen, das Leben war mein. Und irrt ich im Dunkeln und fand mich nicht aus, bei dir Herr ist Klarheit und Licht ist dein Haus.“

Zum Bibelvers: Offenbarung 21,1

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