Andacht 16.08.2023
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Bibel
Glauben

15. Aug. 2023 22:01Heinz-Ewald Gattmann

Andacht 16.08.2023

Gedanken zum Thema: Rache

Rache ist süß, so sagt man. Es würde so guttun, wenn der Übeltäter, mit dem man es gerade zu tun hat, wenigstens ein bisschen von dem Leid zurückbekäme, das er verursacht hat. Als Christ weiß man zwar, dass Jesus zur Feindesliebe und Vergebung aufruft, doch die eigenen Verletzungen sind tief und so ruft mancher wie obiger Schreiber: „Gott, übe Vergeltung! Mache dich auf, räche dich und mich.“

Es gibt vieles, das auf diesem Planeten aus dem Ruder läuft und nach Gottes Eingreifen schreit. Regierungen treiben ihre Staaten in Kriege oder in den wirtschaftlichen Bankrott und schicken Tausende in den Tod oder Ruin. Andere spielen mit dem Leben verzweifelter Menschen, schicken sie in erbärmlichen Booten übers Meer oder machen sie abhängig von Drogen. Kinder werden missbraucht, in ihrer Persönlichkeit gebrochen. In sozialen Medien wird gemobbt und verunglimpft. Menschen verursachen unendliches Leid und zerstören auf perfide Weise das Leben anderer.

Für unseren Psalmschreiber kommt eine weitere Dimension hinzu: Es geht ihm um das Volk Gottes, das von gottlosen Heiden bedrängt und unterdrückt wird. Und so mag ihm der formulierte Wunsch besonders heilig erscheinen: „Gott, du selbst wirst angegriffen, mache dich doch endlich auf, übe Vergeltung – und schenke mir darüber inneren Frieden.“

Doch Gott erscheint nicht; er lässt sich nicht einbinden in die Rachegelüste eines Menschen. Er lässt den Schreiber zwar seine Gefühle und Wünsche formulieren, doch er folgt ihm nicht. Wenn Gott an anderer Stelle sagt, dass die Rache seine Sache ist, dann gehören dazu nicht nur der Zeitpunkt, sondern auch die Art der Vergeltung und ihre Intensität. Zwar versteht Gott unsere verletzten Gefühle, unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit, doch durch sein Nicht-Eingreifen macht er deutlich, dass er andere Maßstäbe anlegt als ein gekränkter oder wütender Mensch.

Gott will Menschen retten, heilen und versöhnen. Er will Menschen ändern und zu sich rufen. Diesem Ziel ordnet er bis zur Wiederkunft Jesu alles unter. Seine Vergeltung kommt, aber sie hat Zeit. Und er erwartet, dass wir ihm diese Zeit lassen, auch wenn es uns manchmal schwerfällt.

Zum Bibelvers: Psalm 94,1–2

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