Andacht 16.10.2023
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Bibel
Glauben

15. Okt. 2023 22:01Nicole Spöhr

Andacht 16.10.2023

Gedanken zum Thema: Objekt

„Und, wie hat es ihm gefallen?“ Erwartungsvoll schauen mich die Augen eines Mitglieds meiner Gemeinde an. Der Freund, den ich mitgebracht habe, wird doch bei der guten Predigt sicher eine Art Bekehrungserlebnis gehabt haben oder wenigstens nächste Woche im Gottesdienst erscheinen?!, sagen Blick und Unterton. Andere hätten vielleicht erst mal nach seinem Namen gefragt. Aber nein – ob es sich um einen potenziellen Taufkandidaten handelt, das ist es, was interessiert. Meine Lieblingsband findet für diese Haltung passende Worte: „Eure Sympathie riecht nach Lust an Sensation.“ So schnell kann eine Person zum Objekt gemacht werden – zum Missionsobjekt.

Doch wenn ich in die Bibel schaue, wie Jesus Menschen begegnet ist, dann geht es nie darum, dass am Ende eine gute Story herauskommt, die man bei der nächsten Gelegenheit zum Besten geben kann. Auch wenn es eine Menge toller Storys gibt! Jesus fragt bei einer ersten Begegnung meist: Wer bist du? In welcher Situation steckst du (fest)? Bei ihm klingt das dann zwar oft anders: „Gib mir etwas zu trinken“ bei der Frau am Jakobsbrunnen oder „Ich muss heute Gast in deinem Haus sein“ bei Zachäus. Er möchte etwas über die individuelle Lebenssituation seines Gegenübers erfahren, er baut Vertrauen auf, um dann konkret helfen und heilen zu können. Und Zachäus ist begeistert von dieser Aufmerksamkeit. Er spürt, dass es jemand gut mit ihm meint, und dabei geht es nicht um Alles-wird-gut-Schönfärberei, sondern um eine ehrliche Begegnung. Zachäus erkennt und beschließt, dass er etwas ändern muss (V. 8), weil Jesus ihm gezeigt hat, dass sein Leben und er als Person es wert sind. „Auch dieser Mann ist Abrahams Sohn“, sagt Jesus.

Wir sollten niemanden zum Anschauungsobjekt oder zur Projektionsfläche unserer noch so gut gemeinten Ansprüche degradieren. Denn wir alle sind Gottes Söhne und Töchter.

Zum Bibelvers: Lukas 19,5–6 und 9–10

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