Andacht 17. August 2025
Bildnachweis: congerdesign, Pixabay
Bibel
Glauben

16. Aug. 2025 22:01Dennis Meier

Andacht 17. August 2025

Gedanken zum Thema: Symbole

Die einen bewerten diesen für sie ungewöhnlichen Akt des „lieben Herrn Jesu“ als einen einmaligen Wutanfall, die anderen rechtfertigen damit göttliche Gewaltanwendung. Alle Evangelisten berichten über diesen ungewöhnlichen Vorfall, der so gar nicht in die friedvolle Bergpredigtstimmung auf den grünen Wiesen Galiläas passt. Von Wut allerdings ist nirgendwo die Rede. Nüchtern heißt es bei Matthäus, Markus und Lukas: „Und er fing an …“ Es geht also nicht um den zornigen Eifer eines frommen Touristen, der sich im Kölner Dom über den Postkartenverkauf erregt.

Der Tempel in Jerusalem war der symbolträchtigste Ort für eine Aktion, die Jesus wohl bewusst geplant hatte. Tempel: Das war der Wohnsitz Gottes, der Ort der Opferdarbringungen und nicht zuletzt ein politisches Symbol nationaler Identität. Er stand sowohl für die Herrlichkeit Gottes und die Geschichte seines Volkes (religiös) als auch für die Unterdrückung der Armen durch die reichen Eliten (politisch).

Ging es also um eine Reinigung, wie die Überschriften in den Bibeln nahelegen wollen, oder um eine prophetische Aktion, einen „Stunt“, wie man heute in der Aktivistenszene sagt? Die Händler werden wohl am nächsten oder übernächsten Tag ihre Tische wieder aufgestellt und ihre Opfertiere weiter verkauft haben. Aber Jesus hatte vorweggenommen und symbolisiert, dass der Opferdienst aufhören und der Tempel zerstört werden wird.

Letztlich läutet die Tempelaktion die Passion ein und wird dazu führen, dass Jesus am Kreuz endet. Hier erfüllt sich, was er eben auch angesagt hatte: dass er der Tempel ist.

Die Gefahr, der Jesus hier begegnet, ist, dass sich religiöse oder auch politische Symbole verselbstständigen und nur noch zur Selbstvergewisserung dienen, zum Sortieren, wer drin und wer draußen ist. Obwohl Gott den Tempel und dessen Erbauung selbst initiiert hatte, war er doch eine vorübergehende Institution. Die kritische Frage, die sich uns hier stellt, ist also: Welche religiösen Symbole, dogmatischen Lehren oder überlieferten Traditionen pflegen wir heute, bei denen Jesus ähnlich vorgehen würde wie damals?

Zum Bibelvers: Lukas 19,45-48

© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)