Andacht 17. Juli 2025
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16. Juli 2025 22:01Beate Strobel

Andacht 17. Juli 2025

Gedanken zum Thema: Persönlichkeit

Vor ein paar Jahren hatte der Modedesigner Wolfgang Joop auf Ibiza eine Begegnung der unheimlichen Art. Er spazierte durch die engen Gassen eines Städtchens, als sein Blick an einem der Gesichter der Menschen hängen blieb, die ihm dicht gedrängt entgegenkamen. Er stutzte. Dann ergriff ihn ein Schauder. Er kannte dieses Gesicht: Es war sein eigenes.

Hocherfreut, zufällig sein optisches Vorbild, nämlich Herrn Joop, zu treffen, trat der fremde Mann auf ihn zu. „Ich habe mein Gesicht nach einem Foto von Ihnen operieren lassen“, erklärte der Unbekannte.

Der Joop-Kopist traf eine ähnliche Entscheidung wie viele internationale Medienprominente, die ihr Gesicht zur Glättung und Verjüngung in die Werkstatt der plastischen Chirurgie schicken. Die Gründe, warum sich jemand ein komplett neues Gesicht zulegen möchte, sind für mich nur schwer nachvollziehbar. Erhoffte sich dieser Mann mehr Erfolg, Selbstsicherheit oder Anziehungskraft, wenn er wie ein Modedesigner aussieht? War sein ursprüngliches Aussehen so schrecklich, dass er damit nicht mehr leben konnte? Wo immer ich hinblicke, bin ich von wunderbar einzigartigen fülligen, harten, weichen, schiefen, faltigen oder pickeligen Gesichtern umgeben; alles andere als Normgesichter, sondern so wie Gott sie schuf und sie vom Leben geprägt wurden. In Psalm 139 dankt David Gott dafür, wie wunderbar er ihn im Ganzen, also inklusive seines Angesichts, geschaffen hat. Und zwei Verse später schreibt er: „Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war“ (V. 16). Unser Schöpfergott sieht und liebt uns, egal mit welcher Nase und welcher Stirn.

In den vergangenen Pandemiejahren hörte ich immer wieder den Satz: „Ich nehme mal kurz die Maske runter, damit Sie sehen, wer ich eigentlich bin.“ Entscheidend sind die letzten vier Worte – „wer ich eigentlich bin“. Das Gesicht ist der Ort, an dem sich die ureigene Persönlichkeit zeigt. Es wurde schmerzlich vermisst, als während des Lockdowns nur noch die obere Hälfte zu sehen war. Und noch mal: Gott sieht und liebt mich mit allen meinen Makeln, keine Beauty-App der Welt und keine Gesichts-OP machen mich wertvoller oder liebenswerter. In seinen Augen bin ich einzigartig – das erkennt meine Seele.

Zum Bibelvers: Psalm 139,14

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