
16. Nov. 2025 23:01Rafael Schäffer
Andacht 17. November 2025
Gedanken zum Thema: Hausaufgaben
Je länger die Geburt unseres Sohnes auf sich warten lässt, desto ungeduldiger und unsicherer sind meine Frau und ich. Ist alles in Ordnung? Stimmt etwas nicht? Können oder sollen wir etwas tun? Meine Frau ist seit Wochen im Mutterschutz und langweilt sich. Wir planen eine Hausgeburt. In unserem Zuhause ist alles vorbereitet – der Nachwuchs kann kommen!
Einfach abzuwarten ist eine anspruchsvolle kognitive Aufgabe. Damit haben wir Menschen wohl allgemein ein Problem. Nur warten und beobachten fällt vielen schwer. Am liebsten haben wir die Dinge selbst in der Hand und steuern sie. Leider gibt es bei einer Geburt keine Planungssicherheit; es sei denn, man vereinbart von vorneherein einen Kaiserschnitt. Um wenigstens die Wehentätigkeit anzuregen, gibt es mehr oder weniger erwiesene Mittel und Methoden: Himbeerblättertee, Eisenkraut, Nelkenöl, Bäder, Massagen, Akupunktur, bestimmte Körperübungen, Spaziergänge, Treppensteigen, ganz zu schweigen von medizinischen Präparaten.
Im weiteren Verlauf seiner Endzeitrede nennt Jesus eine Bedingung, auf die Gott wartet, um das Ende der Weltgeschichte auszulösen: Gottes Evangelium muss alle Völker der Erde erreichen. Prima, mag man da denken. Hier schenkt Gott uns Gläubigen die Möglichkeit, an seinem Zeitplan mitzuwirken. Dann machen wir uns an die Arbeit, damit Jesus, wenn alle
„Hausaufgaben“ erledigt sind, wieder auf die Welt kommen kann.
Die Annahme, die Wiederkunft Jesu durch eigenes Handeln beschleunigen zu können, begegnet mir in frommen Kreisen immer wieder. Diese Idee ist einfach und verlockend, erscheint mir aber abwegig und gefährlich. Wir Menschen können Gott nicht zwingen, etwas zu tun oder zu lassen, so sehr wir es uns auch wünschen. Evangelisation wird ad absurdum geführt, wenn sie nicht aus Nächstenliebe erfolgt, sondern um Gott zum Handeln zu bewegen. Es ist wie bei der Geburt: Natürlich warten Eltern sehnsüchtig darauf, ihr Neugeborenes in den Händen zu halten. Und natürlich möchten wir Jesus in seiner Herrlichkeit bald wiederkommen sehen. Doch lasst uns lieber darauf vertrauen, dass Gottes Zeitplan für beides perfekt ist und er es gut mit uns meint.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Hausaufgaben
Je länger die Geburt unseres Sohnes auf sich warten lässt, desto ungeduldiger und unsicherer sind meine Frau und ich. Ist alles in Ordnung? Stimmt etwas nicht? Können oder sollen wir etwas tun? Meine Frau ist seit Wochen im Mutterschutz und langweilt sich. Wir planen eine Hausgeburt. In unserem Zuhause ist alles vorbereitet – der Nachwuchs kann kommen!
Einfach abzuwarten ist eine anspruchsvolle kognitive Aufgabe. Damit haben wir Menschen wohl allgemein ein Problem. Nur warten und beobachten fällt vielen schwer. Am liebsten haben wir die Dinge selbst in der Hand und steuern sie. Leider gibt es bei einer Geburt keine Planungssicherheit; es sei denn, man vereinbart von vorneherein einen Kaiserschnitt. Um wenigstens die Wehentätigkeit anzuregen, gibt es mehr oder weniger erwiesene Mittel und Methoden: Himbeerblättertee, Eisenkraut, Nelkenöl, Bäder, Massagen, Akupunktur, bestimmte Körperübungen, Spaziergänge, Treppensteigen, ganz zu schweigen von medizinischen Präparaten.
Im weiteren Verlauf seiner Endzeitrede nennt Jesus eine Bedingung, auf die Gott wartet, um das Ende der Weltgeschichte auszulösen: Gottes Evangelium muss alle Völker der Erde erreichen. Prima, mag man da denken. Hier schenkt Gott uns Gläubigen die Möglichkeit, an seinem Zeitplan mitzuwirken. Dann machen wir uns an die Arbeit, damit Jesus, wenn alle
„Hausaufgaben“ erledigt sind, wieder auf die Welt kommen kann.
Die Annahme, die Wiederkunft Jesu durch eigenes Handeln beschleunigen zu können, begegnet mir in frommen Kreisen immer wieder. Diese Idee ist einfach und verlockend, erscheint mir aber abwegig und gefährlich. Wir Menschen können Gott nicht zwingen, etwas zu tun oder zu lassen, so sehr wir es uns auch wünschen. Evangelisation wird ad absurdum geführt, wenn sie nicht aus Nächstenliebe erfolgt, sondern um Gott zum Handeln zu bewegen. Es ist wie bei der Geburt: Natürlich warten Eltern sehnsüchtig darauf, ihr Neugeborenes in den Händen zu halten. Und natürlich möchten wir Jesus in seiner Herrlichkeit bald wiederkommen sehen. Doch lasst uns lieber darauf vertrauen, dass Gottes Zeitplan für beides perfekt ist und er es gut mit uns meint.
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