
22. Dez. 2025 23:01Ralf Schönfeld
Andacht 23. Dezember 2025
Gedanken zum Thema: Strafe
Nur weil ich zu nass vom Schlittenfahren heimkam, musste ich meine H0-Eisenbahn abbauen – und die Stollensaison (mein Großvater war Bäcker!) war für mich auch beendet. Unterirdisch ungerecht, fand ich. Gleiche Kategorie wie die Strafe für Mose. Sein Lebenswerk kurz vor dem Zielstrich nicht vollenden dürfen – was für ein Albtraum für den großen alten Mann! Da sind Eisenbahn und Weihnachtsgebäck wohl doch zwei, drei Nummern kleiner.
Aber ist Gott tatsächlich so nachtragend? Konnte er seinem besten Mann nicht einfach verzeihen?
In der Wüste ging man den Expeditionschef hart an: „Du hast uns hierhergeführt, nur damit wir verdursten!“ Idiotische Anklagen. Mose wendet sich an Gott. Der weiß Rat:
„Schlage an den Felsen – er wird Wasser spenden.“ Mose tat es und der Felsen auch. Jahre später dieselbe Lage: Zum x-ten Mal wird Mose angeschossen. Gott hat erneut einen Plan:
„Sprich mit dem Felsen – er wird Wasser spenden.“ Der Felsen war erneut „gehorsam“ – Mose nicht. Wohl von der ewigen Nörgelei angefressen, schlug er erneut zu. Für diese eigenmächtig freie Interpretation von „Sprich“ gab es die gefühlte Höchststrafe: Einreiseverbot fürs Gelobte Land. Das ist hart. Geradezu unbarmherzig. Was hatte Mose Schlimmes getan? „[Sie] tranken aus dem ihnen von Gott geschenkten Felsen, der sie begleitete, und dieser Fels war Christus“ (1 Kor 10,4 NLB). Der Prophet Mose hatte aus Wut Weissagung in Lüge verwandelt: Christus, der Fels, würde nur einmal geschlagen werden – am Kreuz. Danach wird er sehr wohl ein zweites Mal Lebenswasser spenden, aber nicht als der Geschlagene, sondern als lebendiges Wort. Der Vertraute Gottes hatte die Wahrheit in die eigene Hand genommen. Deshalb die Verweigerung des Visums. Ist Gott hart und unbarmherzig? Der Herr begrub seinen Freund Mose eigenhändig.
Ist mehr Fürsorglichkeit denkbar? Gott brachte es nicht einmal fertig, ihn im Grab zu belassen. Ohne Mose fehlte ihm etwas – er nahm ihn zu sich in seine „Welt“ (vgl. Mk 9). Also: genervter Präsident der ewig Unzufriedenen bleiben oder mit dem Vater frühstücken? Ich wüsste, was ich wählen wollte. Der mitfühlende, barmherzige Gott verwandelt Strafe in Freude – ich mag ihn.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Strafe
Nur weil ich zu nass vom Schlittenfahren heimkam, musste ich meine H0-Eisenbahn abbauen – und die Stollensaison (mein Großvater war Bäcker!) war für mich auch beendet. Unterirdisch ungerecht, fand ich. Gleiche Kategorie wie die Strafe für Mose. Sein Lebenswerk kurz vor dem Zielstrich nicht vollenden dürfen – was für ein Albtraum für den großen alten Mann! Da sind Eisenbahn und Weihnachtsgebäck wohl doch zwei, drei Nummern kleiner.
Aber ist Gott tatsächlich so nachtragend? Konnte er seinem besten Mann nicht einfach verzeihen?
In der Wüste ging man den Expeditionschef hart an: „Du hast uns hierhergeführt, nur damit wir verdursten!“ Idiotische Anklagen. Mose wendet sich an Gott. Der weiß Rat:
„Schlage an den Felsen – er wird Wasser spenden.“ Mose tat es und der Felsen auch. Jahre später dieselbe Lage: Zum x-ten Mal wird Mose angeschossen. Gott hat erneut einen Plan:
„Sprich mit dem Felsen – er wird Wasser spenden.“ Der Felsen war erneut „gehorsam“ – Mose nicht. Wohl von der ewigen Nörgelei angefressen, schlug er erneut zu. Für diese eigenmächtig freie Interpretation von „Sprich“ gab es die gefühlte Höchststrafe: Einreiseverbot fürs Gelobte Land. Das ist hart. Geradezu unbarmherzig. Was hatte Mose Schlimmes getan? „[Sie] tranken aus dem ihnen von Gott geschenkten Felsen, der sie begleitete, und dieser Fels war Christus“ (1 Kor 10,4 NLB). Der Prophet Mose hatte aus Wut Weissagung in Lüge verwandelt: Christus, der Fels, würde nur einmal geschlagen werden – am Kreuz. Danach wird er sehr wohl ein zweites Mal Lebenswasser spenden, aber nicht als der Geschlagene, sondern als lebendiges Wort. Der Vertraute Gottes hatte die Wahrheit in die eigene Hand genommen. Deshalb die Verweigerung des Visums. Ist Gott hart und unbarmherzig? Der Herr begrub seinen Freund Mose eigenhändig.
Ist mehr Fürsorglichkeit denkbar? Gott brachte es nicht einmal fertig, ihn im Grab zu belassen. Ohne Mose fehlte ihm etwas – er nahm ihn zu sich in seine „Welt“ (vgl. Mk 9). Also: genervter Präsident der ewig Unzufriedenen bleiben oder mit dem Vater frühstücken? Ich wüsste, was ich wählen wollte. Der mitfühlende, barmherzige Gott verwandelt Strafe in Freude – ich mag ihn.
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