Andacht 23. November 2025
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Bibel
Glauben

22. Nov. 2025 23:01Werner Jelinek

Andacht 23. November 2025

Gedanken zum Thema: überflüssige Überlegung

„Wenn das Wörtchen, wenn nicht wär, wär mein Vater Millionär.“ Dieser Spruch wird häufig resignierend zitiert. Er beklagt eine verpasste Gelegenheit. „Ja, wenn meine Kindheit anders verlaufen, ich den richtigen Menschen begegnet, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen wäre, dann!“ Was wäre, wenn? Diese Frage habe ich mir schon öfter gestellt. Der Theologe Hans Küng spielte einmal den Gedanken durch, wie sein Leben aussähe, wäre er in eine andere Religion hineingeboren worden. Was hätte ihn da jeweils fasziniert, was irritiert? Sind das überflüssige Überlegungen?

Für jenen Mann, der in Jerusalem einem Bombenattentat anheimfiel, ist die Antwort auf die Frage „Was wäre, wenn er sein Psalmenbuch nicht bei sich gehabt hätte?“ eindeutig. Er wäre mit Sicherheit nicht mehr am Leben.

Das „Schrapnell“ stoppte bei Psalm 124. Dabei bohrte es sich nicht in die Mutmaßung von Vers 1: „Wäre der HERR nicht bei uns …“. Der Bombensplitter machte bei Vers 7 halt, bei unserem heutigen Andachtstext. Gott zerreißt das Netz, und wir sind frei. An dieser Stelle, an der ein Splitter stoppte, mache ich nun halt, mache mir klar: Gott presst mich nicht etwa in eine Zwangsjacke. Er fängt mich nicht in einem religiösen Netz ein, in dem ich gerade mal so flügellahm herumzappeln kann. Er zerreißt vielmehr das Netz, das alle Lebenslust einsperren will. Ich darf aufatmen. Meine Gedanken, die dem Lied zum Trotz nicht wirklich frei sind, dürfen Morgenluft wittern. Das alles geschieht, wenn mich sein Wort trifft. Nun traf ein Splitter dieses ermutigende Wort. Es muss nicht immer so dramatisch zugehen, damit wir an ein Bibelwort erinnert werden. Hauptsache, wir nehmen das Wort beim Wort.

Ist das alles nur Theorie? Was heißt hier nur? „Eine gute Theorie ist das Praktischste, was es gibt“ (Gustav Robert Kirchhoff). Die Theorie ist die Kunst des richtigen Sehens. Sehen wir auf das Ende von Psalm 124. Er schließt mit der Zusage: „Unsre Hilfe steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“

Was immer dich heute beschweren mag, dieses Wort, das in jedem Gottesdienst der alten Kirchen gesprochen wird, darf auch in deinem und meinem Alltag vorkommen.

Zum Bibelvers: Psalm 124,7

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