Andacht 24.10.2024
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Bibel
Glauben

23. Okt. 2024 22:01Martin Klingbeil

Andacht 24.10.2024

Gedanken zum Thema: Gnade

Wir befinden uns in Kadesch, einem trostlosen Ort auf der nordwestlichen Sinai-Halbinsel. Mirjam ist soeben verstorben und selbst nach fast 40 Jahren Wüstenwanderung scheinen die Israeliten immer noch nicht allzu viel dazugelernt zu haben. Sie murren mal wieder, und die ganze Situation ist geprägt von einem Déjà-vu-Gefühl. Wie damals, kurz nach dem Auszug aus Ägypten, fehlt Wasser, und das Volk wirft Mose vor, es in der Wüste verdursten lassen zu wollen. Wie damals fragt Mose Gott um Rat und wie damals schickt dieser ihn mit seinem Stab zu einem Felsen. Doch diesmal soll Mose nur zum Felsen sprechen und ihn nicht schlagen. Bedauerlicherweise schlägt Mose dennoch zu. Obwohl Wasser aus dem Felsen strömt, darf Mose als Strafe für seinen Fehlschlag Gottes Volk nicht in das verheißene Land führen. Er stirbt auf dem Berg Nebo (vgl. 5 Mo 34), nachdem er einen langen Blick in das Gelobte Land geworfen hat.

Ist das nicht etwas drastisch? Man könnte das rein theologisch beantworten: Christus ist der Fels und sein einmaliges Opfer ist ausreichend. Jedes weitere Schlagen des Felsens verzerrt das Bild des Erlösungsplans und wenn wir Jesus als unseren Erlöser annehmen, haben wir im Gebet jederzeit Zugang zum Wasser des Lebens (vgl. Offb 22,17). Ein wunderbares Bild. Doch Mose erlebt in dieser Situation dennoch Gottes Gnade: Tatsächlich lässt Gott das Wasser fließen. Der Fels bleibt nicht trocken und Mensch und Tier können ihren Durst stillen. In einer Kultur, in der Ehre und Scham eine große Rolle spielen, steht Gott zu seinem Freund Mose trotz dessen Ungehorsams (vgl. 2 Mo 33,11), wie er auch zu uns steht, wenn wir mal wieder alles in die eigene Hand nehmen wollen.

Und noch mehr Gnade: Als Mose am Ende seines Lebens auf dem Berg Nebo steht, sieht er mehr als man mit dem bloßen Auge sehen kann. Gott schenkt ihm einen prophetischen Blick auf die Heilsgeschichte, wie sie sich im verheißenen Land entfalten würde bis hin zur Wiederkunft Christi: „Mit unaussprech­licher Freude schaute Mose auf das Geschehen – die Vollendung einer weit herrlicheren Befreiung, als er sie sich in seinen kühnsten Hoffnungen jemals ausgemalt hat.“ (Ellen White, Patriarchen und Propheten, S. 458)

Zum Bibelvers: 4. Mose 20,11

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