Andacht 24.10.2023
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Bibel
Glauben

23. Okt. 2023 22:01Matthias Peters

Andacht 24.10.2023

Gedanken zum Thema: schwere Zeiten

Die Geschichte, um die es geht, gehört – zu Unrecht – zu den weniger bekannten in der Bibel. Ebed-Melech, ein Eunuch aus Äthiopien, hat soeben erfahren, dass der Prophet Jeremia mit Billigung des Königs Zedekia von dessen Beamten in eine Schlammzisterne geworfen worden war. Sofort sucht Ebed-Melech den König auf und setzt sich für Jeremias Freilassung ein. Das ist aus mindestens zwei Gründen bemerkenswert. Erstens bringt sich der Eunuch damit selbst in Gefahr, denn der König wird als launisch und skrupellos beschrieben. Zweitens ist es extrem unwahrscheinlich, dass der König auf Ebed-Melech hört – immerhin hatte er gerade erst seinen Beamten die Erlaubnis gegeben, mit Jeremia zu tun, was immer sie wollten (V. 5).

Doch das Wunder geschieht: Der König lässt sich tatsächlich ins Gewissen reden und gibt Anweisungen zur Rettung Jeremias.

Die Bibel berichtet uns übrigens, dass Ebed-Melech zu den wenigen aus der Oberschicht gehörte, die später bei der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier ungeschoren davonkamen.

Von Martin Niemöller, einem evangelischen Theologen der Bekennenden Kirche, der 1938 wegen seines Widerstands gegen das Naziregime in ein KZ kam, stammt folgender Text:

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Dieser Text hat es in sich. Ich wünsche mir natürlich nicht, je in so eine Extremsituation zu kommen wie Jeremia oder Martin Niemöller.

Aber ich wünsche mir, dass ich in guten wie in schweren Zeiten stets die Einstellung eines EbedMelechs habe, wenn ich mitbekomme, dass meinem Mitmenschen Unrecht angetan oder er unfair behandelt wird. Vielleicht ergibt sich ja heute eine Gelegenheit, das zu praktizieren.

Zum Bibelvers: Jeremia 38,9

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