Andacht 26.06.2023
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25. Juni 2023 22:01Friedhelm Klingeberg

Andacht 26.06.2023

Gedanken zum Thema: Friede

Als prominente Staatsmänner der damaligen Zeit am 26. Juni 1945 in San Francisco zusammenkamen, um die Gründungsurkunde der Vereinten Nationen zu unterzeichnen, stand dieser feierliche Akt ganz unter dem Eindruck einer gerade überstandenen globalen Katastrophe. Die Schlachten des Zweiten Weltkriegs hatten Verwüstungen bis dahin unvorstellbaren Ausmaßes hinterlassen, 50 Millionen Menschen waren dem weltweiten Blutvergießen zum Opfer gefallen und das Grauen des Holocaust würde sich für immer ins Gedächtnis der Menschheit eingraben. All diese Schrecken sollten sich niemals wiederholen und der gute Vorsatz war ganz gewiss vorhanden, internationale Konflikte von nun an ausschließlich mit friedlichen Mitteln beizulegen.

Einen Dritten Weltkrieg hat es tatsächlich bis heute nicht gegeben, aber Frieden ist ein seltener und überaus zerbrechlicher Zustand geblieben. „Nicht der Krieg, sondern der Friede ist der Ernstfall, in dem wir alle uns zu bewähren haben“, sagte Dr. Gustav Heinemann in seiner ersten Rede als neu gewählter Bundespräsident am 5. März 1969. Fast scheint es, als habe der gläubige Protestant dabei an unser Andachtswort gedacht, denn nie war dieser Satz aktueller als heute. Am meisten beeindruckt mich allerdings, dass der Apostel Paulus sich schon vor über 2000 Jahren der Herausforderung dieses „Ernstfalls“ bewusst war. Als Freund vorsichtiger Formulierungen ist er bekanntlich nicht in die Kirchengeschichte eingegangen. Gewöhnlich bevorzugte er die klare Ansage – hier aber formuliert er gleich doppelt vorsichtig: „Wenn es möglich ist, soviel an euch liegt …“ Offenbar wusste er aus eigener leidvoller Erfahrung schon damals um die traurige Tatsache, dass selbst der Frömmste nicht in Frieden leben kann, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. So ist es, leider. Aber mir scheint, das ist exakt die Herausforderung, der Nachfolger Jesu sich jeden Tag neu zu stellen haben. Nicht der Weltfriede ist der wichtigste Punkt unserer persönlichen Agenda, sondern unser ganz persönlicher Beitrag zum friedlicheren Miteinander von Freunden und Nachbarn, Arbeitskollegen und Familienangehörigen.

Mit Franz von Assisi kann ich nur bitten: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens!“ Dass er dich und mich heute dazu befähigt, darauf hoffe ich.

Zum Bibelvers: Römer 12,18