Mar 26, 2024, 11:01 PMKonrad Schäfer
Andacht 27.03.2024
Gedanken zum Thema: Verloren
Johannes sieht in einer göttlichen Vision, was nach Jesu Wiederkunft im Himmel geschehen wird. Unsere Taten sind in einem Buch niedergeschrieben – die damals höchste Form der Speicherung. Heute können wir in unserem Computer deutlich mehr Datenmaterial speichern. Und Gott? Hat er in seiner Allmacht nicht unendliche Erinnerungs- bzw. Speicherkapazität?
Ein persönliches Erlebnis kommt mir dabei in den Sinn: Es ist März 1945 – der Zweite Weltkrieg geht zu Ende. In meinem Heimatort und der Umgebung kämpft die SS gegen vorrückende polnische Einheiten. Alle zivilen Personen haben – laut Befehl – das Kampfgebiet zu verlassen; so müssen auch meine Mutter, meine Schwester und ich flüchten. Wir landen nach vielem Hin und Her in Utzberg bei Weimar und werden in einer Gastwirtschaft freundlich aufgenommen. Die 21-jährige Tochter Traudel muss mir gefallen haben, denn ich habe ihr mit meinen dreieinhalb Jahren einen Heiratsantrag gemacht und so für einen Moment des unbeschwerten Lachens in dieser bitteren Zeit gesorgt. In einem Leiterwagen – der als Hochzeitskutsche dient – zogen die Angehörigen das „Hochzeitspaar“ über den Hof. Hier enden meine Erinnerungen.
2021 feierte ich meinen 80. Geburtstag und erhielt 33 Anrufe mit den besten Wünschen. Der letzte Anruf hatte es in sich: „Können Sie mit dem Ort Utzberg etwas anfangen?“ „Ja.“ „Erinnern Sie sich an die Traudel?“ „Ja, die ist doch etwa vor 20 Jahren verstorben.“ „Richtig, ich bin ihre Tochter und gratuliere Ihnen zu Ihrem 80. Geburtstag!“ Als ich in Utzberg vor 73,5 Jahren mit Traudel „Hochzeit feierte“, gab es die Tochter noch lange nicht. Aber meine Daten – Name und Geburtstag – blieben irgendwo aufbewahrt. Meine Telefonnummer fand sie im Internet. Ich war sprachlos.
Hier musste ich an den Eingangstext denken. Bei unserem Gott geht nichts verloren. Er hat das größte Speichervolumen über Worte und Taten jedes Menschen – auch über deine und meine. Überdies scheut er keine Mühen, um eine Verbindung zu uns aufzubauen und in Beziehung zu uns zu treten.
Zum Bibelvers: Offenbarung 20,12
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Verloren
Johannes sieht in einer göttlichen Vision, was nach Jesu Wiederkunft im Himmel geschehen wird. Unsere Taten sind in einem Buch niedergeschrieben – die damals höchste Form der Speicherung. Heute können wir in unserem Computer deutlich mehr Datenmaterial speichern. Und Gott? Hat er in seiner Allmacht nicht unendliche Erinnerungs- bzw. Speicherkapazität?
Ein persönliches Erlebnis kommt mir dabei in den Sinn: Es ist März 1945 – der Zweite Weltkrieg geht zu Ende. In meinem Heimatort und der Umgebung kämpft die SS gegen vorrückende polnische Einheiten. Alle zivilen Personen haben – laut Befehl – das Kampfgebiet zu verlassen; so müssen auch meine Mutter, meine Schwester und ich flüchten. Wir landen nach vielem Hin und Her in Utzberg bei Weimar und werden in einer Gastwirtschaft freundlich aufgenommen. Die 21-jährige Tochter Traudel muss mir gefallen haben, denn ich habe ihr mit meinen dreieinhalb Jahren einen Heiratsantrag gemacht und so für einen Moment des unbeschwerten Lachens in dieser bitteren Zeit gesorgt. In einem Leiterwagen – der als Hochzeitskutsche dient – zogen die Angehörigen das „Hochzeitspaar“ über den Hof. Hier enden meine Erinnerungen.
2021 feierte ich meinen 80. Geburtstag und erhielt 33 Anrufe mit den besten Wünschen. Der letzte Anruf hatte es in sich: „Können Sie mit dem Ort Utzberg etwas anfangen?“ „Ja.“ „Erinnern Sie sich an die Traudel?“ „Ja, die ist doch etwa vor 20 Jahren verstorben.“ „Richtig, ich bin ihre Tochter und gratuliere Ihnen zu Ihrem 80. Geburtstag!“ Als ich in Utzberg vor 73,5 Jahren mit Traudel „Hochzeit feierte“, gab es die Tochter noch lange nicht. Aber meine Daten – Name und Geburtstag – blieben irgendwo aufbewahrt. Meine Telefonnummer fand sie im Internet. Ich war sprachlos.
Hier musste ich an den Eingangstext denken. Bei unserem Gott geht nichts verloren. Er hat das größte Speichervolumen über Worte und Taten jedes Menschen – auch über deine und meine. Überdies scheut er keine Mühen, um eine Verbindung zu uns aufzubauen und in Beziehung zu uns zu treten.
Zum Bibelvers: Offenbarung 20,12
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