Apr 28, 2023, 10:01 PMBert Seefeldt
Andacht 29.04.2023
Gedanken zum Thema: Einsicht
Kritikern zuzuhören kann dabei helfen, Betriebsblindheit zu durchbrechen. Mir ging das jedenfalls so, als ich mich im Rahmen meines Theologiestudiums mit Religionskritikern wie Feuerbach, Freud und Marx auseinandersetzen musste. Was mir dabei sehr half, war die Einsicht, dass diese Wissenschaftler im Grunde ja nicht Gott kritisierten, sondern nur unzutreffende Vorstellungen von Gott. Feuerbach zum Beispiel wies darauf hin, dass wir uns gerne einen Gott nach unseren eigenen Vorstellungen erschaffen. Und Marx prangerte an, dass Gott und Religion dazu genutzt werden, um den Unmut und die Wut der Ausgebeuteten und Machtlosen zu zähmen, indem man sie auf das Jenseits vertröstet. Ich glaube, beide Hinweise sind auch heute noch wertvoll. Auch für uns.
Feuerbach fragt mich: Bist du in puncto Gott noch lernbereit? Hat Gott bei dir noch ausreichend Raum und Luft, sich selbst zu definieren? Kannst du dich von Gott noch überraschen lassen? Und Karl Marx möchte von mir wissen, welchen Unterschied es macht, dass ich glaube – im Hier und Jetzt, im Leben meiner Mitmenschen, in der Gesellschaft, aber vor allem im Leben der Marginalisierten, der Ausgebeuteten und der Machtlosen.
Als Adventisten sprechen und träumen wir gerne von der neuen Erde als einem Ort jenseits der Weltgeschichte außerhalb jeglichen menschlichen Einflusses, an dem es kein Leid, keinen Schmerz, keinen Tod mehr geben wird (Offb 21,4). Die drei Evangelisten sind sich jedoch darin einig: Kern der Botschaft von Jesus war das Reich Gottes (Mt 4,17; Mk 1,15; Lk 4,18). 162 Mal begegnet uns dieser Begriff im Neuen Testament. Darum geht es auch in den meisten Gleichnissen. Im Vaterunser beten wir explizit: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ (Mt 6,10) Und die Apostelgeschichte beginnt und endet wohl nicht zufällig mit dem Reich Gottes (Apg 1,3; 28,23.31).
Neue Erde. Reich Gottes. Beide Begriffe beschreiben Ähnliches. Aber es gibt es auch einen entscheidenden Unterschied. Das Reich Gottes fordert mich dazu auf, heute schon darin zu leben. Denn der Sauerteig ist schon längst untergemengt.
Zum Bibelvers: Matthäus 13,33
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Einsicht
Kritikern zuzuhören kann dabei helfen, Betriebsblindheit zu durchbrechen. Mir ging das jedenfalls so, als ich mich im Rahmen meines Theologiestudiums mit Religionskritikern wie Feuerbach, Freud und Marx auseinandersetzen musste. Was mir dabei sehr half, war die Einsicht, dass diese Wissenschaftler im Grunde ja nicht Gott kritisierten, sondern nur unzutreffende Vorstellungen von Gott. Feuerbach zum Beispiel wies darauf hin, dass wir uns gerne einen Gott nach unseren eigenen Vorstellungen erschaffen. Und Marx prangerte an, dass Gott und Religion dazu genutzt werden, um den Unmut und die Wut der Ausgebeuteten und Machtlosen zu zähmen, indem man sie auf das Jenseits vertröstet. Ich glaube, beide Hinweise sind auch heute noch wertvoll. Auch für uns.
Feuerbach fragt mich: Bist du in puncto Gott noch lernbereit? Hat Gott bei dir noch ausreichend Raum und Luft, sich selbst zu definieren? Kannst du dich von Gott noch überraschen lassen? Und Karl Marx möchte von mir wissen, welchen Unterschied es macht, dass ich glaube – im Hier und Jetzt, im Leben meiner Mitmenschen, in der Gesellschaft, aber vor allem im Leben der Marginalisierten, der Ausgebeuteten und der Machtlosen.
Als Adventisten sprechen und träumen wir gerne von der neuen Erde als einem Ort jenseits der Weltgeschichte außerhalb jeglichen menschlichen Einflusses, an dem es kein Leid, keinen Schmerz, keinen Tod mehr geben wird (Offb 21,4). Die drei Evangelisten sind sich jedoch darin einig: Kern der Botschaft von Jesus war das Reich Gottes (Mt 4,17; Mk 1,15; Lk 4,18). 162 Mal begegnet uns dieser Begriff im Neuen Testament. Darum geht es auch in den meisten Gleichnissen. Im Vaterunser beten wir explizit: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ (Mt 6,10) Und die Apostelgeschichte beginnt und endet wohl nicht zufällig mit dem Reich Gottes (Apg 1,3; 28,23.31).
Neue Erde. Reich Gottes. Beide Begriffe beschreiben Ähnliches. Aber es gibt es auch einen entscheidenden Unterschied. Das Reich Gottes fordert mich dazu auf, heute schon darin zu leben. Denn der Sauerteig ist schon längst untergemengt.
Zum Bibelvers: Matthäus 13,33
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