Andacht 29. Dezember 2025
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Bibel
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29. Dez. 2025 23:01Thomas Domanyi

Andacht 29. Dezember 2025

Gedanken zum Thema: Herrscher

In existenziellen Stunden wird man nachdenklich; so auch Nebukadnezar. Die siegreichen Feldzüge hatten dem Monarchen nicht nur Ruhm und Ehre eingebracht, sie hatten auch ihren Preis: Tausende Soldaten waren auf den Schlachtfeldern gefallen; andere kehrten verwundet und verkrüppelt heim. Zahllose der sogenannten Feinde wurden ermordet oder deportiert.

Tausenden Eltern, Frauen und Kindern wurde die Zukunft geraubt. Wozu eigentlich? Was war der Sinn? War mein Ehrgeiz, als großer Herrscher in die Geschichte einzugehen, dieser Opfer wert? In schlaflosen Nächten werden auch VIPs und Promis von der Geschichte eingeholt.

Der Philosoph Martin Buber erzählt in seiner Sammlung chassidischer Sprüche folgende Begebenheit. Rabbi Pinchas sprach zu seinen Schülern: „In der kommenden Welt wird man mich nicht fragen: Warum bist du nicht Mose gewesen, sondern warum bist du nicht Pinchas gewesen?“ Gemeint ist, ob ich meiner Bestimmung gerecht geworden bin oder am Thema meines Lebens vorbeigelebt habe. Was sind die Maßstäbe meiner Rechnung, die mich sagen lassen: „Unter dem Strich schreibe ich schwarze Zahlen; ja, es hat sich gelohnt“? Oder gibt es da etliche unbeglichene Rechnungen, die sich in meiner Bilanz aufgetürmt haben, weil ich  die Prioritäten falsch gesetzt habe? Was sind die Kriterien, nach denen ich mein Leben als gelungen, als dankenswertes Geschenk verbuchen darf oder aber als verfehlt abschreiben muss?

Eine erfreuliche Bilanz ist das Ergebnis eines Lebens, das im Zeichen der Zuwendung, des Mitgefühls und des Daseins für andere gelebt wurde. Ein Leben im Zeichen dieser Werte ist positiv, weil es Dankbarkeit und Zufriedenheit schenkt. Doch nicht selten lautet die Quittung „Fehlbilanz“, weil man – wie Kain – auf die Karte der Gewalt, weil man – wie die Generation Noahs – auf die Karte der Zerstörung und Ausbeutung, weil man – wie Nebukadnezar – auf den eigenen Ruhm gesetzt hat. Es besteht allerdings kein Zwang, an roten Zahlen hängen zu bleiben. Denn „es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Mi 6,8).

Zum Bibelvers: Daniel 2,27.29

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