10. Aug. 2024 22:01Sylvia Renz
Andacht 11.08.2024
Gedanken zum Thema: Helfen
Ein zwölfjähriges Mädchen lag hochschwanger in einer Hütte, vier Autostunden von Herat, Afghanistan, entfernt. Der Bruder des Mädchens bat einen deutschen Mitarbeiter einer NGO, das Mädchen ins Krankenhaus zu bringen. Der Helfer zögerte, denn es war ihm streng verboten, Zivilisten im Dienst-Pick-up mitzunehmen. Trotzdem trug er das Mädchen auf die Rückbank. Inzwischen waren mehrere Männer aus dem Dorf mit ihren Kalaschnikows auf die Ladefläche geklettert: Sie wollten das Mädchen beschützen.
Dann platzte dem Mädchen die Fruchtblase, mitten in der Wüste. Der Helfer stoppte den Wagen und befahl den Männern, ein Zelt als Sonnen- und Sichtschutz zu bauen. Die Männer nickten und wickelten ihre Turbane ab. Die Gewehre dienten nun als Zeltstangen, über die der Stoff geworfen wurde. Der Helfer holte den Erste-Hilfe-Kasten und desinfizierte seine Hände. Wenig später kam ein Junge zur Welt und wurde mit großem Hallo begrüßt. Die Männer umarmten den deutschen Mitarbeiter, als gehöre er zur Familie. Stunden später konnten Mutter und Kind an einer Krankenstation wohlbehalten abgeliefert werden. Später bekam der Helfer zwar großen Ärger in der Dienststelle, aber das war ihm gleich: Er hatte zwei Leben gerettet!
Immer wieder sind in unserem Land Mitbürger stolz auf ihren zivilen Ungehorsam. Sie demonstrieren lautstark gegen Regeln und staatliche Vorschriften, die sie für unangemessen halten. Ich denke an die Anti-Masken-Demos, und die Älteren erinnern sich an ebensolche Demos – damals gegen die Gurtpflicht. Dahinter stehen ein grundsätzliches Misstrauen gegen den Staat und der Gedanke, man wolle „uns“ schikanieren. Die Regel der NGO in Afghanistan, keine Zivilisten im Dienstauto mitzunehmen, hatte sicher einen sinnvollen Hintergrund. Damit wollte man politische Komplikationen vermeiden. Doch Sören B. spürte, dass er hier einer „höheren Regierung“ verpflichtet war, und hoffte auf deren Schutz.
Wie kann ich im Alltag herausfinden, ob eine Regel wichtig ist, ob ein Menschenleben auf dem Spiel steht oder Gottes guter Ruf oder die Wahrheit des Evangeliums, die zu verteidigen ist? Gott, gib mir tiefere Einsicht, gesunden Respekt vor dem Staat, aber noch viel, viel mehr Ehrfurcht vor dir!
Zum Bibelvers: Apostelgeschichte 5,29
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Helfen
Ein zwölfjähriges Mädchen lag hochschwanger in einer Hütte, vier Autostunden von Herat, Afghanistan, entfernt. Der Bruder des Mädchens bat einen deutschen Mitarbeiter einer NGO, das Mädchen ins Krankenhaus zu bringen. Der Helfer zögerte, denn es war ihm streng verboten, Zivilisten im Dienst-Pick-up mitzunehmen. Trotzdem trug er das Mädchen auf die Rückbank. Inzwischen waren mehrere Männer aus dem Dorf mit ihren Kalaschnikows auf die Ladefläche geklettert: Sie wollten das Mädchen beschützen.
Dann platzte dem Mädchen die Fruchtblase, mitten in der Wüste. Der Helfer stoppte den Wagen und befahl den Männern, ein Zelt als Sonnen- und Sichtschutz zu bauen. Die Männer nickten und wickelten ihre Turbane ab. Die Gewehre dienten nun als Zeltstangen, über die der Stoff geworfen wurde. Der Helfer holte den Erste-Hilfe-Kasten und desinfizierte seine Hände. Wenig später kam ein Junge zur Welt und wurde mit großem Hallo begrüßt. Die Männer umarmten den deutschen Mitarbeiter, als gehöre er zur Familie. Stunden später konnten Mutter und Kind an einer Krankenstation wohlbehalten abgeliefert werden. Später bekam der Helfer zwar großen Ärger in der Dienststelle, aber das war ihm gleich: Er hatte zwei Leben gerettet!
Immer wieder sind in unserem Land Mitbürger stolz auf ihren zivilen Ungehorsam. Sie demonstrieren lautstark gegen Regeln und staatliche Vorschriften, die sie für unangemessen halten. Ich denke an die Anti-Masken-Demos, und die Älteren erinnern sich an ebensolche Demos – damals gegen die Gurtpflicht. Dahinter stehen ein grundsätzliches Misstrauen gegen den Staat und der Gedanke, man wolle „uns“ schikanieren. Die Regel der NGO in Afghanistan, keine Zivilisten im Dienstauto mitzunehmen, hatte sicher einen sinnvollen Hintergrund. Damit wollte man politische Komplikationen vermeiden. Doch Sören B. spürte, dass er hier einer „höheren Regierung“ verpflichtet war, und hoffte auf deren Schutz.
Wie kann ich im Alltag herausfinden, ob eine Regel wichtig ist, ob ein Menschenleben auf dem Spiel steht oder Gottes guter Ruf oder die Wahrheit des Evangeliums, die zu verteidigen ist? Gott, gib mir tiefere Einsicht, gesunden Respekt vor dem Staat, aber noch viel, viel mehr Ehrfurcht vor dir!
Zum Bibelvers: Apostelgeschichte 5,29
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