Andacht 15.10.2023
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Bibel
Glauben

14. Juli 2023 22:01Matthias Müller

Andacht 15.10.2023

Gedanken zum Thema: Wunsch Gottes

Als ich vor Jahren mit meiner Familie zum ersten Mal zum Gottesdienst der Andrews-Universität in Berrien Springs, Michigan, ging, empfing uns über dem Haupteingang der großen Universitätskirche der Spruch „A House of Prayer For All People“ – die englische Teilwiedergabe des obigen Bibeltextes. Das war direkt zu sehen: Neben weißen Gottesdienstbesuchern aus aller Herren Länder gab es auch viele Menschen mit anderen Hautfarben. Die Universität ist für ihre überproportionale ethnische Diversität bekannt. Selbstverständlich ist das nicht, denn wer anders aussieht, wird von den Mitmenschen schnell von der Seite beäugt.

Es war vermutlich dieser Vers in seinem unmittelbaren Kontext, der den damaligen Finanzminister aus Äthiopien ermutigt hatte, sich vor seiner Rückreise aus Jerusalem die Buchrolle des Propheten Jesaja zu kaufen. Nun saß er, ein farbiger Eunuch, auf seinem Wagen und rätselte an dem Text herum. Ein Anhalter mit Namen Philippus, der ein Stück mitfahren durfte, half ihm auf die Sprünge. Schließlich wurde buchstäblich wahr, was Jesaja vorausgesehen hatte: Der Finanzminister wurde durch die Taufe dem Volk Gottes hinzugefügt. Weder Hautfarbe noch körperliche Disposition waren ein Hindernis. Dieser Text wurde ein Trost für alle Juden, die im königlichen Dienst der Perser standen, denn die ließen anscheinend nur Eunuchen dafür zu. Aber er wurde auch eine Ermutigung für alle, die keine gebürtigen Juden waren – wie vermutlich die meisten von uns. Jesaja lädt alle Menschen in die Nähe Gottes ein und bildet damit eine Grundlage für den Eifer von Paulus, der Jahrhunderte später versucht, Nichtjuden für das Reich Gottes zu gewinnen.

In 5. Mose 23 waren „Verschnittene“ noch ausdrücklich von der Zugehörigkeit zur Gemeinde Gottes ausgeschlossen worden. Wie kann das sein, dass am Anfang der Bibel etwas verboten ist, das in der Mitte erlaubt wird? Es belegt einmal mehr, dass die Menschen nicht für die Gebote gemacht wurden, sondern umgekehrt. Gott will den Menschen Gutes. Und Mensch ist Mensch. Die körperliche Disposition ist in den meisten Fällen nicht selbst gewählt und ändert daran nichts. Begegnen wir auch heute den Mitmenschen so, wie es dem Wunsch Gottes entspricht.

Zum Bibelvers: Jesaja 56,7

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