15. Feb. 2024 23:01Sylvain Romain
Andacht 16.02.2024
Gedanken zum Thema: Rollen
Zum Repertoire des Marienhöher Chors gehörte die Motette von Heinrich Schütz (1585–1672) „Es gingen zweene Menschen hinauf“. Ich war froh, nicht zum arroganten Klang der Bassstimmen mit ihrem „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute“ beizutragen, sondern als Tenor in das zarte „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ mit einzustimmen. Denn wer möchte schon gerne Pharisäer spielen? Der Begriff ist sowohl in der religiösen Sprache als auch im Gesellschaftsdenken verpönt. Deshalb ertappte ich mich auf einmal, in Gedanken zu singen: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie dieser Pharisäer.“
Kennst du das? Merkst du, wie leicht wir in die Rolle des armen Sünders schlüpfen, obwohl er sich die Taschen vollstopfte – mit dem Segen der verhassten Besatzungsmacht? Natürlich gab es durchaus ehrliche Zöllner wie Matthäus und Zachäus.
Dabei wird verkannt, dass es auch gute Pharisäer gab, so zum Beispiel Nikodemus und Gamaliel. Das Wort ist aber so negativ besetzt, dass wir blind für manches Lob an sie werden (vgl. Mt 23,23). Wäre es nicht schön, wenn jeder „den Zehnten von allem, das er hat“ geben würde? Und selbst wenn Jesus sie tadelte, übersehen wir, dass seine Worte auch den Theologen (Schriftgelehrten) galten, denen wir so gerne zuhören.
So merken wir, wie ein Prädikat Sympathie und Antipathie verursacht. In meiner Kindheit waren es die Cowboys und die Indianer.
Der Gott der Bibel sagt, dass es uns verwehrt ist, zu entscheiden, wer gut ist und wer nicht. Wer dies tut, schaut auf andere herab. Er erhöht sich selbst und wird erniedrigt werden, denn er spielt Gott, wie der Verkläger der Brüder es ständig tut: Satan.
„Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt.“ Das göttliche Urteil lautet: Nur einer ist gut – Gott. Alle anderen sind Sünder. Wer sich an diesen Maßstab hält, soll erhöht werden.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Rollen
Zum Repertoire des Marienhöher Chors gehörte die Motette von Heinrich Schütz (1585–1672) „Es gingen zweene Menschen hinauf“. Ich war froh, nicht zum arroganten Klang der Bassstimmen mit ihrem „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute“ beizutragen, sondern als Tenor in das zarte „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ mit einzustimmen. Denn wer möchte schon gerne Pharisäer spielen? Der Begriff ist sowohl in der religiösen Sprache als auch im Gesellschaftsdenken verpönt. Deshalb ertappte ich mich auf einmal, in Gedanken zu singen: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie dieser Pharisäer.“
Kennst du das? Merkst du, wie leicht wir in die Rolle des armen Sünders schlüpfen, obwohl er sich die Taschen vollstopfte – mit dem Segen der verhassten Besatzungsmacht? Natürlich gab es durchaus ehrliche Zöllner wie Matthäus und Zachäus.
Dabei wird verkannt, dass es auch gute Pharisäer gab, so zum Beispiel Nikodemus und Gamaliel. Das Wort ist aber so negativ besetzt, dass wir blind für manches Lob an sie werden (vgl. Mt 23,23). Wäre es nicht schön, wenn jeder „den Zehnten von allem, das er hat“ geben würde? Und selbst wenn Jesus sie tadelte, übersehen wir, dass seine Worte auch den Theologen (Schriftgelehrten) galten, denen wir so gerne zuhören.
So merken wir, wie ein Prädikat Sympathie und Antipathie verursacht. In meiner Kindheit waren es die Cowboys und die Indianer.
Der Gott der Bibel sagt, dass es uns verwehrt ist, zu entscheiden, wer gut ist und wer nicht. Wer dies tut, schaut auf andere herab. Er erhöht sich selbst und wird erniedrigt werden, denn er spielt Gott, wie der Verkläger der Brüder es ständig tut: Satan.
„Urteilt nicht über andere, damit Gott euch nicht verurteilt.“ Das göttliche Urteil lautet: Nur einer ist gut – Gott. Alle anderen sind Sünder. Wer sich an diesen Maßstab hält, soll erhöht werden.
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