Andacht 17. September 2025
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Bibel
Glauben

16. Sep. 2025 22:01Rolf Pöhler

Andacht 17. September 2025

Gedanken zum Thema: Brot

Keine Bitte des Vaterunsers ist bekannter als die Bitte um das tägliche Brot, keine wird häufiger und mit mehr Inbrunst gebetet. Sie verbindet Menschen aller Kulturen und Religionen, von denen etwa jeder Zehnte abends hungrig ins Bett geht. Doch auch in Wohlstandsländern hat sie ihren festen Platz.

Während die ersten drei Bitten des Vaterunsers ganz auf Gott ausgerichtet sind, stehen in den anderen drei Bitten die Beter selbst im Fokus: unser tägliches Brot, unsere Schuld, unsere Versuchungen. Ein gerechter Ausgleich? Drei Wünsche für Gott – drei für uns? So könnte man meinen, doch ein genauerer Blick auf das Gebet der Jünger zeigt eine innere Einheit und Geschlossenheit, die Betenden meist entgeht.

Was viele überraschen dürfte, ist die Feststellung, dass die Bitte richtigerweise wie folgt lautet: „Unser morgiges Brot gib uns heute.“ Wie ist das gemeint? Ein Übersetzungsfehler liegt nicht vor, auch keine Abweichungen in den Handschriften. Die meisten Übersetzungen belassen es bei der vertrauten Wendung oder geben die Bitte freier wieder: „Gib uns, was wir heute zum Leben brauchen“ (GNB).

So berechtigt die Bitte um das tägliche Brot auch ist – sie ist kein Erkennungsmerkmal der Jünger Jesu, um das es nach Aussage von Lukas beim Vaterunser ja geht. Es hat auch wenig Sinn, für heute das Brot zu erbitten, das morgen frisch gebacken wird. Zudem heißt es nur ein paar Verse weiter: „Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt“ (V. 34 NGÜ).

Worum geht es dann aber bei der Bitte um das Brot von morgen? Das Manna in der Wüste galt als „Himmelsbrot“. Vom Messias erwarteten die Juden ein ähnliches Wunder, um sich wie Mose auszuweisen. Darum bezeichnete sich Jesus als „das wahre Brot vom Himmel“, die Speise der Ewigkeit. Wer davon isst, wird ewig leben (Joh 6,27-58). Das Brot der kommenden Heilszeit – unser morgiges Brot – bereits heute zu essen bringt etwas vom Himmel auf die Erde, und die Zukunft wird schon jetzt als Vorgeschmack erlebt.

So verstanden, richtet auch diese Bitte den Blick auf das kommende Gottesreich, dessen Segnungen wir schon heute erfahren können.

Zum Bibelvers: Matthäus 6,11

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