Andacht 29.11.2023
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Bibel
Glauben

28. Nov. 2023 23:01Werner Jelinek

Andacht 29.11.2023

Gedanken zum Thema: Wortgewalt

Diese Geschichte geht mir nicht aus dem Kopf. Ein lieber Glaubensbruder hat sie erlebt und mir erzählt: Er stand an der Kasse im Supermarkt. Vor ihm einige Personen. Ganz vorn eine junge Frau, wie er beim Vorbeischauen bemerkte. Diese fingerte behäbig jede Münze einzeln aus der Geldbörse und verstaute dann auch noch in Zeitlupe – wie ihm schien – die Ware in ihrer Tasche. Unser Bruder wurde immer kribbeliger. Er hatte schon den Satz auf der Zunge: „Junge Frau, haben Sie nicht noch eine zweite Hand?“ Da drehte sich die Frau zum Rausgehen um und die Ungeduld unseres Bruders schlug sofort in Betroffenheit um. Die junge Frau hatte nur einen Arm. Der so Beschämte vertraute mir an: „Ich bin dem gütigen Gott so dankbar, dass er mir die Klappe zugehalten hat.“

Ich finde mich in dieser Geschichte durchaus wieder. Allerdings war meine Zunge manchmal schneller als die Hand Gottes. Wie schnell habe ich mir meine Meinung gebildet – ohne zu sehen, ohne zu hören. Wie leicht ist das Vorurteil fertig. Wie leichtfertig. Wie schnell entspringen zickige Worte dem Gehege der Zähne. Worte können kränken, wirklich krank machen. Worte sind nicht nur schlichte Schallwellen. Worte haben Macht, wie es Ina Seidel in ihrem Gedicht „Des Wortes Gewalt“ eindrücklich ausspricht:

„Im Wort ruht Gewalt

wie im Ei die Gestalt,

wie das Brot im Korn,

wie der Klang im Horn,

wie das Erz im Stein,

wie der Rausch im Wein,

wie das Leben im Blut,

in der Wolke die Flut –

wie der Tod im Gift

und im Pfeil, der trifft –

Mensch! Gib du acht, eh du es sprichst,

dass du am Worte nicht zerbrichst!“

Aber mit Bedacht gewählt, können Worte ermutigen, aufbauen und das Miteinander gesunden lassen.

Ich wünsche uns einen gesegneten Tag mit manch ermunterndem Wort.

Zum Bibelvers: Jakobus 1,19

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