29. Aug. 2024 22:01Beate Strobel
Andacht 30.08.2024
Gedanken zum Thema: Beurteilung
Hape Kerkeling, den deutschen Entertainer, mochte ich nie. Und ich habe kein Geheimnis draus gemacht. Wann immer über ihn geredet wurde, zeterte ich los. Das ließ den Mann selbst wahrscheinlich unberührt, denn wir hatten ja nichts miteinander zu tun. Genau genommen mochte ich nur seine Witze nicht, aber in meiner ganzen Abneigung trennte ich nicht zwischen Person und Sache.
Dann las mein Mann Hape Kerkelings Buch Der Junge muss an die frische Luft. In der Hoffnung, meine Meinung über diesen unmöglichen Menschen bestätigt zu bekommen, las ich das Buch ebenfalls. Und dann geschah eine Art Wunder: Ich erhielt ein komplett anderes Bild von diesem Mann, erfuhr einiges über seine Kindheit im Ruhrpott und wie er jahrelang versuchte, mit einstudierten Parodien und Blödeleien seine geliebte Mutter aus ihren Depressionen herauszuholen. Er dachte sich immer neue Auftritte aus, gab seinen ganzen Einfallsreichtum hinein – und am Ende nahm sich seine Mutter das Leben. Lange gab sich der kleine Junge die Schuld dafür. Er glaubte, nicht gut genug zu sein. Er hätte es doch schaffen können. Immerhin hatte die Mutter doch ein paar Mal gelacht, wenn er in der Küche herumgealbert hatte. Im Laufe seines Lebens kniete sich Hape im Showbusiness mit aller Kraft in die Aufgabe, Menschen durch Witze und Albernheiten aufzuheitern, egal wie.
Ich fühlte mich zutiefst beschämt, als ich die Zusammenhänge erkannte. Mit dem Lesen dieses Buches musste meine bisherige Meinung über Hape Kerkeling komplett „an die frische Luft“.
Und noch etwas wurde mir plötzlich klar: So wie ich Hape Kerkeling abgewertet hatte, hätte ich selbst nicht behandelt werden wollen. Der Text in Matthäus 7,12, „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt“, wird nicht umsonst die goldene Regel genannt. Sie schließt die Behandlung oder Beurteilung anderer in unseren Gedanken ein.
Ich habe gelernt, dass man nicht vorschnell über einen Menschen urteilen soll, wenn man seine Beweggründe nicht kennt. Hape Kerkelings Witze mag ich zwar immer noch nicht, aber der Mensch ist mir sehr nahegekommen.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
Gedanken zum Thema: Beurteilung
Hape Kerkeling, den deutschen Entertainer, mochte ich nie. Und ich habe kein Geheimnis draus gemacht. Wann immer über ihn geredet wurde, zeterte ich los. Das ließ den Mann selbst wahrscheinlich unberührt, denn wir hatten ja nichts miteinander zu tun. Genau genommen mochte ich nur seine Witze nicht, aber in meiner ganzen Abneigung trennte ich nicht zwischen Person und Sache.
Dann las mein Mann Hape Kerkelings Buch Der Junge muss an die frische Luft. In der Hoffnung, meine Meinung über diesen unmöglichen Menschen bestätigt zu bekommen, las ich das Buch ebenfalls. Und dann geschah eine Art Wunder: Ich erhielt ein komplett anderes Bild von diesem Mann, erfuhr einiges über seine Kindheit im Ruhrpott und wie er jahrelang versuchte, mit einstudierten Parodien und Blödeleien seine geliebte Mutter aus ihren Depressionen herauszuholen. Er dachte sich immer neue Auftritte aus, gab seinen ganzen Einfallsreichtum hinein – und am Ende nahm sich seine Mutter das Leben. Lange gab sich der kleine Junge die Schuld dafür. Er glaubte, nicht gut genug zu sein. Er hätte es doch schaffen können. Immerhin hatte die Mutter doch ein paar Mal gelacht, wenn er in der Küche herumgealbert hatte. Im Laufe seines Lebens kniete sich Hape im Showbusiness mit aller Kraft in die Aufgabe, Menschen durch Witze und Albernheiten aufzuheitern, egal wie.
Ich fühlte mich zutiefst beschämt, als ich die Zusammenhänge erkannte. Mit dem Lesen dieses Buches musste meine bisherige Meinung über Hape Kerkeling komplett „an die frische Luft“.
Und noch etwas wurde mir plötzlich klar: So wie ich Hape Kerkeling abgewertet hatte, hätte ich selbst nicht behandelt werden wollen. Der Text in Matthäus 7,12, „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt“, wird nicht umsonst die goldene Regel genannt. Sie schließt die Behandlung oder Beurteilung anderer in unseren Gedanken ein.
Ich habe gelernt, dass man nicht vorschnell über einen Menschen urteilen soll, wenn man seine Beweggründe nicht kennt. Hape Kerkelings Witze mag ich zwar immer noch nicht, aber der Mensch ist mir sehr nahegekommen.
© Advent-Verlag Lüneburg mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
